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Montag, 21. Februar 2022

Wie Klein-Erica gelernt hat, was es heute braucht

Eisner-Award, ein erstes Spin-off namens House of Slaughter und eine angekündigte Netflix-Verfilmung, die laut Hollywood Reporter unter der Regie von Mike Flanigan entstehen soll: Something is killing The Children, die 2019 kurz vor Pandemieausbruch debütierte Comicserie von James Tynion IV (Text) und Werther Dell'edera (Zeichnungen), ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Noch beeindruckender, wenn man sich vor Augen führt, daß die Handlung zwar durchaus spannend erzählt ist, aber wenig Originelles bietet: Nur Kinder können jene gefräßigen Monster sehen, die von latenter gesellschftlicher Angst an die Ränder menschlicher Siedlungen gelockt werden. In instinktgetriebener Brutalität metzteln sie ihre menschliche Beute und verschleppen die Kleinsten in ihre Höhlen im Wald. Die Jägerinnen und Jäger dieser Kreaturen, die an Mischwesen aus Heuschrecken und Skorpione erinnern, sind ebenfalls keine Sympathieträger. In ihrem Saint-George-Geheimorden herrschen überdies rauhe Sitten.

Zu Jahresbeginn ist der vierte Sammelband erschienen, der die Einzelhefte 16 bis 20 vereint und erstmals in bester Origin-Manier die Vorgeschichte von Erica Slaughter beleuchtet, die die Leserschaft im abgeschlossenen, 15 Ausgaben umfassenden Auftakt kennenlernen durfte. Sie wird von ihrer künftigen Mentorin, im Blut sitzend, aufgefunden. Ihre Eltern und ihre beste Freundin sind tot – doch der Kadaver des Untiers, das sie auf dem Gewissen hat, geht auf ihre Rechnung. Und weil die empathielose Erica ein besonderes Talent zur Jägerin zeigt, ist sie im Orden genau richtig. Saint George will dieses blonde, scheinbar kaltblütige Mädchen unbedingt haben – die Probe zur Aufnehme in den Orden aber ist ein Spiel auf Leben und Tod...

Also alles bekannte Versatzstücke, zu teenagertauglichem Horror montiert. Wenn eine TV-Bearbeitung die eigentliche Faszination der Serie einfangen will, wird eine seichte Verfilmung á la Locke & Key zwangsläufig scheitern müssen. Denn in erster Linie sind es die Zeichnungen von James Tynion IV sowie die expressive Farbgebung von Miquel Muerto, die dem eigentümliche Reiz von SIKTC zu Grunde liegt. Zwar ohne allzu experimentell mit sämtlichen Konventionen zu brechen, sind die Episoden so rau und atemlos gezeichnet, als säßen Tynion seine Kreaturen höchstselbst im Nacken. Manchmal hastig hinschraffiert, dann großflächig blutbespritzt, verbreiten auch auch die detailreicheren Panels jederzeit einen Sog, als bliebe keine Zeit mehr: Zu groß ist die Bedrohung.

Zunächst nur als Import zu haben, ist eine deutsche Übertragung bei SPLITTER für Juni 2022 angekündigt.

 Die Vorgänger-Bände:

Bei Phantastik-News:  https://phantastiknews.de/index.php/rezensionen/21912-something-is-killing-the-children-1-bis-3-comic

1 - https://buecherbums.blogspot.com/2020/12/scheitern-und-verstehen.html

2 - https://buecherbums.blogspot.com/2021/02/something-is-killing-children-vol-ii.html

3 - https://buecherbums.blogspot.com/2021/08/grins-sommerferien.html

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