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Montag, 23. Mai 2022

ColoniaCon2022 - Alles Außer Kaffee!

Das schönste Goodie-Bag der Welt!
Wenn sich, eingekeilt zwischen Frühgrillern am Rheinufer und der womöglich trostlosesten Minigolfanlage Nordrhein-Westfalens, eine Großgruppe von vornehmlich gesetzteren Herren in einem Jugendzentrum trifft, um über phantastische Literatur abzunerden, dann ist wahrscheinlich ColoniaCon. Nun, das mit den gesetzteren Herren verdient fairerweise eine Relativierung: Es war zwar eine deutliche Mehrheit von würdevoll ergrauten Vertretern des männlichen Geschlechts, die sich im Mai 2022 im Jugendpark zu Köln versammelt hatten, aber da ist ja erstens nix Verkehrtes dran und zweitens waren auch jüngere Menschen mehrerlei Geschlechts zugegen. Die Alterstruktur des kleinen, aber feinen Fantreffens ist sicher mit einem deutlichen Perry-Rhodan-Schwerpunkt zu erklären, und dessen Fans der ersten Stunde hatten nunmal eher in den 70ern ihre Jugendblüte. Hätte ich also für die erste Con-Teilnahme meines (auch nicht mehr taufrischen) Lebens freakiges Cosplay und inspirierendes Hipster-Catering erwartet, wäre ich sicher enttäuscht worden; immerhin gab es ne Pommesbude und einen einsamen Jülziish, dessen Tellerkopf ich dann auch wirklich beeindruckend fand. Doch die Bodenständigkeit der Con 2022 war herrlich charmant und oldschool, wie ich sie mir nach einem Blick auf die Homepage auch ausgemalt hatte. Die Reise in die Rheinmetropole hat sich also ohne Zweifel gelohnt.

Allein schon des kleinen Vorab-Treffens am Vorabend wegen, wo ich die Gelegenheit hatte, mit dem Orga-Team des Chatdrax bei bestem Biergartenwetter über unsere Lieblingsserie zu plaudern und dabei ein paar Kölsch zu vernichten. Chatdrax, das ist der Online-Stamtisch für Maddrax-Fans sowie Autoren und Autorinnen. Im Corona-Lockdown entstanden und organisiert vom Maddraxikon, fand der Stammtisch anläßlich der Colonia-Con erstmals physisch statt. McNamara, Tanja und Seb hatten sich im Vorfeld um ein reich gefülltes Goodie-Bag gekümmert und einen Tisch im Brauhaus bestellt. In unserer kleinen Spontanrunde entstanden dann auch gleich eine Handvoll hübscher Ideen: Wie wäre es mal mit einem richtigen Maddrax-Fanwochenende? Ein Online-Sprecherworkshop für unsere Eardrax-Produktion? Erfreulich jedenfalls zu sehen, dass das Maddrax-Fandom immer lebendiger wird und die Akteure auch im Real-Life so knacksympathisch sind wie vor ihren Webcams.

Anderntags kam noch die Bekanntschaft mit weiteren mir bekannten und bis dato unbekannten Fans dazu. Ein netter Haufen! Der Kölner Jugendpark liegt übrigens rechtsrheinisch. Die sogenannte Schääl Sick ist der Teil Colonias, den die Römer nicht besiedelt hatten und der daher länger von „unkultivierten Barbaren“ bewohnt war, die statt dem Gott der Christen lieber ihren Wotan verehrten. Zumindest behauptet das die Wikipedia; und von Wotan zu Wudan ist es nur ein Katatzensprung. Ein perfekter Ort also für Maddrax-Fans, vielleicht sollte ich beim nächsten Mal den Schritt wagen und mit Ratzenfellen behängt als Cosplayer der Wandernden Völker auflaufen?

Nach knapper Eröffnungsrede hielt Herrmann Ritter einen wirklich tollen Vortrag über „Reichsflugscheiben und Phantastik“ - eine Auseinandersetzung mit Verschwörungsideologien und faschistischen Narrativen in der Science Fiction. Ich bin da aus persönlichem Interesse ziemlich im Thema, dennoch faszinierten mich der Einblick in eine eigenständige neurechte SciFi-Szene und Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Reichsflugscheiben-Mythos. Einen kaum genießbaren Kaffee später – das Catering wäre dann mal wirklich einen Kritikpunkt wert, aber ich will hier nicht rumnörgeln – startete dann das ersehnte Panel zur Zukunft der dunklen Zukunft der Erde. Statt im großen Saal übrigens auf einer jugendzentrumseigenen Kegelbahn, deren höhlenartige 80er-Behaglichkeit das eingangs erwähnte „Jefööl“, als Heftromanleser einer eher nostalgischen Kulturtechnik anzuhängen, intensiv verstärkte.Das konnte auch der Lärm des Händlermarktes, der durch die geöffnete Tür drang, nicht verwässern. Entspannt moderiert von „Poddrax“-Tanja, stellte Mad Mike die anwesenden Autor*innen vor: Lucy Guth, Oliver Müller und Neuzugang Michael Edelbrock waren anwesend, um aus der Schreibwerkstatt zu plaudern und einen Einblick in die geplante Serienhandlung zu geben. Edelbrock wird bald mit einem, wie er selbst ihn bezeichnete, „Nicht-Monster-aber-Problem-der-Woche“-Roman in der Serie debütieren, von dem zumindest bekannt wurde, dass er Der dunkle Rulfan“ heißen wird. Im Gespräch hob er die improvisatorische Freiheit bei der Gestaltung der Eposees hervor. So entstehen viele Plotentwicklungen keinesfalls am Reißbrett des „Expokraten“, sondern im freien Zusammenspiel mit dem ganzen Team. Meiner Meinung nach ist es genau dieser spielerische Prozess, der Maddrax die Vitalität und den Humor verleiht, die anderen Heftserien oft fehlen. Nach einem in Aussicht gestellten „Knaller“ am Ende des laufenden Bogens waren es es erste Einblicke in den kommenden Zyklus, die mich am brennendesten interessierten. Und da konnte ich innerlich gleich zweimal jubeln: Im Sinne eines Back To The Roots wird es nach Amraka gehen, das unter Prä-Apokalyptikern noch als Lateinamerika bekannt ist. Das ist im Maddraxikversum eine ziemliche Terra Incognita und verheißt einsteigerfreundliche Abenteuer mit vielen Überraschungen! Außerdem wird GRÜN eine Rolle spielen! Seit der gleichnamigen, magisch guten Trilogie in den Parallelwelten bin ich wirklich ein blühender Fan dieser Entität, vielleicht spricht grad aber auch nur der heimliche Hippie aus mir. Ebenfalls sehr gespannt darf man sein auf eine neue Partnerin, die Matt zur Seite gestellt werden wird. Was genau dann Aruula erlebt und warum die beiden getrennt werden, ließ Mike aber noch im Dunkeln. Ein persönliches Kennenlernen mit Guido Latz, für dessen phantastik-news.de ich gelegentlich schreibe, zwei reich gefüllte Goodie-Bags sowie ein Arbeits- und Ginbesuch bei der von mir hochgeschätzten Ina Elbracht, machten meinen 24h-Trip nach Köln zu einem erlebnisreichen Wochenende - Inas Mann Alex bereitet übrigens einen hervorragenden Kaffee zu, der mich mit dem Teeraufguß aus dem JZ mehr als versöhnt hat.

Leider rief mich der Job wieder viel zu früh zurück in den Ruhrpott, somit konnte ich den Nachmittag der Con und vor allem den abendlichen Stammtisch nicht miterleben. Dort wurde, wie ich hörte, ein Kartenspiel vorgestellt, analog BunkerMutationBarbar:in gezockt und die „Goldene Taratze“ für den besten Roman 2021 an „Dunkle Gegenwart“ von Oliver Fröhlich verliehen. Ich hatte beim Voting zwar für Sascha Vennemanns „Dunkle Vergangenheit“ gestimmt, kann aber mit dieser Mehrheitsentscheidung wunderbar leben. 

 

 

Hier sitzen sie: Neben mir Seb, daneben der Redakteur der Bastei-Serie UFO-Akten, mit dem ich später noch nen netten Smalltalk hatte, obwohl ich seine Serie nicht lese. Dafür aber ein Freund von mir, der von MX zur den Akten rübergemacht hat. Laut Tanja (nicht im Bild, weil sie fotografiert hat) ein Grund, die Freundschaft zu kündigen. Außerdem McNamara, Mitblogger Dieter von der Sternensonde, und Mad Mike himself. 

Weiter unten der Blick in die Kegelbahn: Tanja (mit schwarzen Mund-Nasen-Schutz) im Gespräch mit Mad Mike, McNamara (der einen Werbeblock für die zahlreichen Fanaktivitäten rund um das Maddraxikon gestaltete), Lucy Guth (deren aktuellen Roman Das Geheimnis im Eis ich erst gestern gelesen habe und derart gelungen finde, dass es mir fast peinlich ist, ihn noch nicht rezensiert und dabei angemessen abgefeiert zu haben), Michael Edelbrock und Olli Müller, der Vater eines entzückenden Babys ist und den ich später noch mit meinen unmaßgeblichen Ideen für den in Aussicht gestellten Ruhrpott-Maddrax (!) zugetextet habe. Der Zopf in der Mitte gehört Michael Marcus Thurner, wo nicht ganz klar wurde, ob er mal wieder ein Heft für MX schreibt oder nicht. Aber er ist gerade mit dem Motorrad in Europa unterwegs und schleppt dicke Bücher mit sich herum, die wir alle unterschreiben mussten. 

Diesen Gin habe ich mit Ina Elbracht vertilgt. Am Mittwoch, dem 25.5.2022 lesen wir gemeinsam in Schlosstheater Moers zur Feier von E.T.A. Hoffmanns 200. Todestag aus den Elixieren des Teufels sowie ihrer tollen Neufassung: Sie nannten mich den Mann mit den Goldenen Schuhen! Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.





3 Kommentare:

  1. Hat richtig viel Spaß gemacht mit euch allen!
    Das war nicht nur das ersten Maddrax-Fantreffen seit 2004, sondern auch noch das größte überhaupt (gemessen an der Anzahl der Teilnehmer). Das Fandom wächst und es macht Spaß dabei zu sein! :-)

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    1. Das sehe ich komplett genau so! Hier sollten wir ne Kerbe in den Türrahmen schnitzen - dahinter fallen wir nicht mehr zurück!

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  2. Es war echt toll. Gerade nach der langen Durststrecke. Finde es auch super, was derzeit so im Maddrax-Fandom los ist. Davon hätte man in den ersten Serienjahren nur träumen können. Schön auch alle mal persönlich zu treffen. Übrigens Matthias: Dieter nicht Dietmar! Man muss sich definitiv öfter sehen. ;-)

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