Ich freue mich, dass meine kleinen Rezensionen zur Roman-Serie meines Vertrauens fortan - leicht redigiert - auch bei phantastiknews.de zu lesen sein werden! Daher, und zum Auftakt eines neuen Zyklus', eingangs auch ein paar allgemeine Betrachtungen zur Reihe.
Die Serie Maddrax ist nach ihrem Protagonisten benannt, dem US-Airforce-Piloten Matthew Drax. Den hat es, wie eifrige Leser/innen wissen, bei einem Kometeneinschlag im Jahre 2012 in die dunkle Zukunft der Erde verschlagen. Die Zivilisation, wie wir sie kennen, ist da bereits seit 500 Jahren Geschichte; nun bieten Barbarenstämme, hochtechnisierte Bunkergemeinschaften sowie allerlei mutiertes Getier reichlich Stoff für allerlei Abenteuergeschichten auf rund 60 Druckseiten, deren 550stes Heft die Fans diesen Februar feiern dürfen. Mit dieser Landmarke beginnt auch inhaltlich ein neuer Zyklus, seinen 21. Geburtstag begeht die Serie ebenfalls.
Maddrax also, weil die schöne, kampfstarke und (zumindest auf frühen Coverzeichnungen) barbusige Barbarin Aruula seinen vollen Namen zunächst nicht aussprechen kann. Sie päppelt den Havarierten wie Nscho-tschi ihren Old Shatterhand auf, um dann als seine Gefährtin die Sippe zu verlassen und dem Mann aus der Vergangenheit beizustehen, wenn es gegen vampirartige Nosfera, die außerirdischen Daa'muren, schließlich auch auf den Mars und per Wurmloch sogar in ferne Galaxien geht. Dabei war die Serie zu Beginn gar nicht auf mehr als 100 Hefte ausgelegt, wie Redakteur Michael „Mad Mike“ Schönenbröcher im Fan-Interview verrät. Doch auch wenn Maddrax neben Geisterjäger John Sinclair und Perry Rhodan nicht der Platzhirsch unter der Phantastik-Kioskware ist, sorgt eine treue Leser/innenschaft nebst aktiver Fangemeinde für Langlebigkeit und Stabilität. Tatsächlich ist die anarchische Genremixtur aus Sci-Fi, Horror, Endzeit und Fantasy ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Ebenfalls außergewöhnlich bei MX ist die spürbare Lust des Autor/innenteams, auch selbstironisch mit Trashfaktor und Klischees der Darreichungsform „Groschenroman“ umzugehen und den popkulturellen Kanon ebenso wie aktuelles Zeitgeschehen in den Heften zu verwursten. Dies geschieht je nach Thema mal eher parodistisch, mal mit der gebotenen Ernsthaftigkeit. Schönenbröcher verspricht zudem, mit Band 550 besonders einsteigerfreundlich zu sein – weiteres Publikum kommt also hoffentlich in Sicht.
Dunkle Gegenwart heißt der Zyklusauftakt, den Oliver Fröhlich verantwortet, auf dessen Kappe auch das schon spektakuläre PR-MX-Crossover vom Februar vergangenen Jahres geht. Das erste Drittel des Romans widmet sich dabei der Vorgeschichte, schließlich muss nicht nur aus Verständnisgründen der Inhalt des abgeschlossenen Zyklus rekapituliert, sondern auch Jean-François Pilâtre de Rozier eingeführt werden. Bei diesem historisch verbrieften Luftfahrt-Pionier handelt es sich um eine Schlüsselfigur im Maddraxiversum, den es ebenfalls per Zeitstrahl in die Zukunft verschlagen hat. Am Victoriasee im postapokalyptischen Afra hat de Rozier ein bizarres, aber prosperierendes Kaiserreich aus fliegenden Städten und höfischen Sitten errichtet, das durch einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum elementar bedroht wird: Mitten im Gebiet des Sees taucht eine Gigantopole auf, deren Monstrosität an die Architektur Lovecraftscher Schilderungen gemahnt. Den gewaltsamen Übergang aus ihrer Parallelwelt überleben nur wenige Anhänger eines Kultes, deren geistiges Zentrum wiederum in der alternativen Realität verblieben ist – zusammen mit Victorius, de Rozieres Sohn, der gerade im Augenblick des Weltenrisses den See überflog und sich nun in der finsteren Parallelerde befindet. Seltsam belebte Monumente, augenlose Priester, nebelartige Ströme bösartiger Energie bilden in Dunkle Gegenwart das Grundrauschen einer theokratischen Gesellschaft, die in übler Absicht in die bisherige Wirklichkeit des Maddraxiversums eindringt und ganz nebenbei – so hat es zumindest erstmal den Anschein – an einem Tabu der Serie kratzt: Wie abwegig die phantastischen Begegnungen der Serienheld/innen mit Aliens, Monstern und Entitäten 549 Hefte lang auch scheinen mochten, immer gibt es materialistische Ursachen. Magie, Dämonen und ähnlich Paranormales hingegen findet stets aus der Froschperspektive einzelner Figuren, nicht aber bei objektiver Betrachtung statt. Doch die neue Bedrohung mit deutlichen DarkFantasy-Bezügen setzt gleich im ersten Roman eine irritierende und spannende Duftmarke.
Von Oliver Fröhlich plausibel und klar erzählt, mit ausreichend Zeit für die Innenansichten seiner Figuren und eindrucksvollen Schilderungen des Wahnsinns, der nicht nur von ihnen, sondern auch von GRÜN Besitz ergreift, und einem Cliffhanger, der nicht von Pappe ist, kann man die Einschätzung „einsteigerfreundlich“ sicher gelten lassen. In einem kleinen Epilog kündigen sich zudem auch ganz alte Serienbekannte an. Ich brenne auf die Fortsetzung von Sascha Vennemann!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen