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Donnerstag, 7. Januar 2021

MX 547 – Erst denken, dann fressen

 
Im aktuellen Maddrax knüpft Christian Schwarz direkt an die Ereignisse Welt in Angst an. Als Heft 509 im Sommer 2019 erschien, war ich jüngst in die Serie eingestiegen und konnte mit der Episode nicht viel anfangen; das Königreich Agartha sagte mir nix und das Konstrukt um den Ausbruch eines Zombievirus, den dafür verantwortlichen Wissenschaftler und den Verrat seiner Tochter an der bedrängten Gemeinschaft, um ihren Vater zu rehabilitieren, war mir irgendwie zu kompliziert und konnte mich nicht wirklich mitreißen. Daß die vorliegende Anschlußepisode nun der bisher spannendste Roman des gerade stattfindenden Zyklus-Endspurts ist, ist vor diesem Hintergrund eine schöne Überraschung zum Jahresbeginn!


Agartha ist also in eine Parallelwelt versetzt worden, in dem Menschen durch ein Virus zu fischmäuligen Fressern mutiert sind. Hoher Rat und Königin der hochentwickelten Himalaya-Zivilisation setzen alles daran, einen Impfstoff zu entwickeln, Kontakt zur neuen Außenwelt herzustellen, Menschen zu retten und Fresser zu bekämpfen. Eine Luftschiffexpedition stößt dabei auf eine Kleinstadt, die von der Seuche verschont zu sein scheint. Als der Leiter dieser Unternehmung jedoch feststellt, daß sie in eine perfide Falle gelockt wurden, ist es zu spät: Die Fresser auf diesem Fleckchen Erde sind wahre Denker: Sie kommunizieren, planen und verkleiden sich sogar, bewegen sich halbwegs natürlich, haben zumindest eine Idee davon, wie man Maschinen bedient und sind bei weitem nicht so leicht zu überlisten, wie Künga Wangdü sich das zunächst erhofft. Um seine Haut zu retten, verrät er kurzerhand die komplette Zivilisation an die Fresser-Anführerin Nema und führt die hungrige Gemeinschaft gen Agartha – natürlich in der Hoffnung, dieses riskante Spiel letztlich zu seinen Gunsten wenden zu können. Er untschätzt die patente Zombie-Dame sträflich.

Zombie-Dämmerung hat auch noch den ein oder anderen Nebenschauplatz zu bieten. Besonders die an ein Tabletop-Spiel aus meiner Jugend gemahnenden Kampfroboter haben es mir angetan. Doch den Kern der Handlung bildet Nemas Weg als Anführerin ihrer Horde zum Fleisch, wie die Menschen aus Sicht der Zombies unsentimental heißen. Und das ist so gut erzählt, daß ich hier und da sogar etwas Sympathie für die Antagonistin aufbringen kann, besonders wenn Schwarz die Geschehnisse aus ihrer Sicht schildert. Die ein oder andere mit allzu heißer Nadel gestrickte Szene oder Schlampigkeit überlese ich da großmütig. (Seit wann kann Matt Ultraschall hören, und wieso macht der Autor erst ein Riesenfaß auf, daß Aruula sich mit dem Virus infiziert haben könnte, entschärft diesen Handlungsstrang aber ein paar Seiten später mit ein paar lapidaren Sätzchen? Egal.) Alleine der aufregende Showdown, als Matt den außer Kontrolle geratenen Battem-äh... Warrior erklimmt und spektakulär unschädlich macht, ist eine Wucht für sich und entschädigt den Leser für das ausgefallene Sylvsterfeuerwerk.

Nun bleiben nur noch zwei Episoden bis zum Finale des Parallelwelten-Zyklus. Ob die seltsamen Motive auf den Wandteppichen, die wir in den Ruinen des alternativen Agartha entdeckt haben, schon einen Vorgeschmack auf die kommende Handlung geben wollen? Immerhin habe ich das Königreich nun kennen- und schätzengelernt und würde mich freuen, noch einige Stories an diesem besonderen Schauplatz erleben zu können.

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