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Montag, 25. Januar 2021

MX 548 – „Also werd ich ihre Tugend in Pech verwandeln....

 

„...und aus ihrer eigenen Güte das Netz spinnen, das sie alle verstricken soll." So spricht Jago, der Superschurke aus William Shakespeares Othello. Und auch wenn es mir aller Fan-Begeisterung zum Trotz nicht ernsthaft in den Sinn käme, die Dramen des unerreichten Meisters aus dem elisabethanischen England mit meiner Lieblings-Heftchenserie Maddrax aus dem bundesdeutschen Zeitschriftenkiosk von heute gleichzusetzen: Aran Kormak ist schon einer, der es an Bos- und Durchtriebenheit durchaus mit Richard III, Jago und Co aufnehmen kann. Und dem von seinen Autor*innen auch eine veritable Psychologie zugestanden wird. Seit Episode 512 wird Kormak im Wesentlichen von Ian Rolf Hill erzählt, der den Stab von Michael Marcus Thurner übernommen hat und dem Fiesling zum krönenden Abschluß des Parallelwelten-Zyklus die Hauptrolle in einem Zweiteiler kredenzt, der es in sich hat. Zudem Szenen, die sich auch auf großer Bühne gut machen würden: Wie sich Kormak den Überresten seines anderen Ichs mit Säurebad und Knochenmühle entledigt, zum Beispiel. Oder das Abendessen in der Offiziersmesse, bei dem das Mißtrauen der Figuren zueinander nur mit Mühe im Zaumzeug höflicher Konversation zu halten ist. Sogar die shakespeare-üblichen zwei Volltrottel tauchen als Private Lester Birch und Private Emery Paula in einer Comedyszene auf, an deren verklemmten sexuellen Phantasien mit Aruula und (sic!) Miss Emily Worrex wir mit Staunen und Zittern teilhaben dürfen.

Schurke Kormak also frißt Kreide und präsentiert sich gegenüber Drax als sein besseres Ich aus einer anderen Dimension. Der schluckt den Köder, seine Gefährtin bleibt skeptisch, und ein ganzer Hofstaat aus Loyalen, Verrätern und nützlichen Idioten wurschtelt weiter. Beim Übergang in ein verwüstetes Knocks kommt es zum Feindkontakt, das Tachyonen-Prionen-Wesen in Scorpoc-Optik kriegt einen Rappel, eine arrestierte Suzie Quinn hat noch ganz andere Pläne... der ganz normale Wahnsinn im Maddraxiversum, wie es scheint. Wenn man daher im Drama-Vergleich bleiben mag, ist Der Feind, mein Verbündeter ein gelungener erster und zweiter Akt zu dem kommenden Heft Der Weltenkollaps, von dem ich dann furiose Akte III bis V voller Liebe, Krieg, Verzweiflung, Verrat und Heldentum erwarte. Schließlich stapelt der angekündigte Titel ja nicht gerade tief.

 Allerdings würde nach shakespearscher Handlungslogik einer der beiden sterben müssen. Held oder Bösewicht. Was Letzteren angeht, würde ich beim Wetteinsatz zwar nicht allzu hoch pokern wollen, dennoch würde es mich äußerst überraschen. Doch Spekulationen beiseite und ein knappes Fazit: Geile Episode in eine geilen Serie!


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