Dieses Blog durchsuchen

Montag, 4. Januar 2021

!!!!OMG!!!! My first Hammer Boox Experience )o(


13 Gifts of Lady Santa
heißt dieses Werk aus dem noch jungen Hammer Boox Verlag, der sich auf Splatter-Trash weit jenseits der Grenzen des guten Geschmacks spezialisiert hat. Und wer bin ich, mich über abseitige Leidenschaften und verlegerisches Engagement zu erheben! Da steckt viel Leidenschaft drin, und rechnen muß sich so ein Kleinverlag ja am Ende auch noch. Da ich also für freakige Projekte im Allgemeinen und im Besonderen zumindest graduell für Bad Taste empfänglich bin, habe ich mich mit dieser Anthologie auf ein weihnachtliches Date eingelassen und war auch erstmal ganz zufrieden: Das Cover sieht gedruckt noch scheußlicher und billiger aus als im Online-Shop, und ein erstes Blättern beweist, das der Spirit stimmt. Leider sind die versammelten Texte überwiegend ziemlich mies. Über das stilistisch auf Grundschulnivau gestümperte Gedicht "Satan Klaus" sei noch der rote Mantel des Schweigens gedeckt, aber über die Kurzgeschichten "Der Truthahn und die Suppe" oder "Jingle Balls" kann es einen nur schaudern. Nicht etwa weil die pubertären Sex- und Slasherfantasien per se abstoßend seien, sondern weil sich in diesen Ergüssen beispielhaft ein handwerkliches Können (Storytelling, Spannungsaufbau, sprachliche Kreativität etc) zeigt, wie es sonst nur in nerdigen FanFic-Foren zu finden ist und dort auch bis in alle digitale Ewigkeit gebannt bleiben sollte - gedruckt gehört dat nich. "Peccatum Mortiferum" oder "Angeklagt: Der Weihnachtsmann" bieten da zwar originellere Ansätze, sind aber auch nicht wirklich ein Lesevergnügen. "Der Welten Lohn" von Thomas Tippner oder "Dreizehn und eine" von Herausgeber Marcel Hill funkeln da im Vergleich schon fast wie echte Höhepunkte und deuten an, wohin die Schlittenfahrt in 13 Gifts of... auch hätte gehen können: Atmosphörisch eheblich dichter präsentieren diese beiden Geschichten interessante Prämissen in einer Schreibe, die dem Leser nicht vor Fremdscham die Zehennägel aufrollt. Die fieseste und vielleicht konsequenteste Geschichte wäre "Nur der Schneemann sah zu", die mindestens so krass sein könnte wie "Funny Games" - wenn sie nicht nach der Hälfte des Plots einfach aufhören würde und das Ende "Eurer pervesten Fantasie" überlassen würde. Hatte der gute David Heine einfach nur keinen Bock mehr zu schreiben oder hatte er Angst vor den eigenen Abgründen? Ein origineller Move ist der Abbruch jedensfalls nicht, falls jemand bei Hammer Boox dieser Meinung sen sollte, sondern schnöde Arbeitsverweigerung. 

Es ist immer toll, wenn Leute sich auf den Weg machen, die literarische Welt zu bereichern. Hammer Boox hat mit Titeln wie Blutgrütze und Blutrausch nackter nymphomaner Nonnen eine tolle Nische besetzt und ich wünsche den Machern viel Erfolg - aber bessere Literatur müßt ihr auf Dauer schon liefern. Auch für Spatter-Trash gilt, daß Handwerk goldenen Boden hat. Auch wenn der Tatortreiniger ab und zu mal wischen muß.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen