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Dienstag, 9. März 2021

2XS - Aus gutem Grund schön abgegriffen

"Ich begrüßte ihn mit einer Kugel aus dem Manhunter, die durch seine Unterlippe schlug und ihm das, was er für ein Gehirn hielt, aus dem Hinterkopf pustete." Dass ein Detektiv-Noir-Krimi, der im Shadowrun-Universum spielt, mit markigen Sprüchen dieser Art nicht unbedingt geizig ist, war mir ab "es war wieder einer von diesen Tagen gewesen" auf Seite 1 sonnenklar. Somit kein Wunder, dass die Heyne-Taschenbuchausgabe aus einer Zeit, als man Informationsmaterial noch postalisch beim Verlag (mit vierstelliger Postleitzahl!) anfordern musste, reichlich zerlesen aussieht. Ursprünglich gehörte das Teil einem gewissen Marcus D. als Wuppertal, jetzt wurde es mir mit den Worten "Das ist gut" in die vielleicht fünfte, sechste oder siebte Hand gedrückt. Kurzrezension: Ja, isses.

Nigel Findley hat mit 2XS den ersten von zwei Romanen um Detektiv/Shadowrunner Derek Montgomery vorgelegt, der in der Magacity Seattle sehr dreckige, aber gut bezahlte Jobs im halblegalen Raum durchführt. Nun ist mir aus PnP-Spielerzeiten die Shadowrunwelt rudimentär bekannt und könnte grob als Mixtur zwischen Cyberpunk a la Neuromancer und Urban Fantasy bezeichnet werden. Da gibt es neben den Abenteuern, die der virtuelle Raum bereithält, auch allerlei Magie, Orks und Elfen. Dazwischen der gute Dirk, der wider Willen einer brutalen Cyberdroge auf die Spur kommt und ein verworrenes Riesenkomplott eines Megakonzerns zwecks Machtübernahme aufdeckt, in dem unter anderem Prothesen und medizinsche Dienstleister eine Rolle spielen. Sehr gesellschaftskritisch das Ganze, ebenso dystopisch und streckenweise brüllend komisch, was ohne Zweifel überwiegend auf das Konto des schnoddrigen Tons des Ich-Erzählers geht. Oh ja, Nigel Findley ist ein Könner, keine Frage! Leider kann die gute Schreibe, die im ersten und im letzten Drittel des Buches sehr zu gefallen weiss, die erzählerischen Schwächen um den Nabel herum nicht kaschieren. Hier leistet der Protagonist viel dröge Kombinationsarbeit, ab und zu aufgelockert durch eine Actionsequenz - das ist streckenweise doch etwas ermüdend. Doch in der Summe hat 2XS mir echt Spass gemacht - fragt sich, wer das Paperback als nächstes bekommt, dann aus meiner Hand.

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