Lucky & Lonesome

Der Titelheld der berühmtesten Western-Comic-Serie der Welt wird 75 Jahre alt und ist cool wie eh und je. In den letzten Jahren hab ich zwar, anders als früher, nicht mehr absolut jeden Band gekauft und gelesen, aber die Nummer 100, die Egmont Ehapa zum Geburtstag kredenzt, wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen. Wobei es das französische Original mit Un cow-boy dans le coton erst auf 79 reguläre Alben bringt, was zum einen daran liegt, dass die deutschen Ausgaben aus lizenzrechtlichen Gründen erst bei Nr. 15 beginnen, und zum anderen daran, dass Lucky Kid hierzulande nicht als eigenständige Serie vertrieben wird, sondern in der LL-Zählung mitläuft. Von mir aus gern, so erschleichen sich die Marketing-Strateg/innen halt 2 Jubiläen in einem Jahr. Mit einem originellen neuen Cover des Morris-Erben Achdé ausgestattet, vereint Die Ursprünge zwei frühe, auf Deutsch bisher unveröffentlichte Kurzabenteuer, die zwar noch ohne den legendären Wortwitz René Goscinnys auskommen müssen, aber dennoch so gut gealtert sind, dass ihre Lektüre auch ohne Nostalgiebrille wenn schon nicht Begeisterung auslöst, so doch Laune macht. Am gewöhnungsbedürftigsten ist dabei, dass der Mann, der schneller als sein Schatten zieht, ohne seine charakteristische Tolle und mit deutlich runderen Formen - Popeye lässt grüßen! - ein wenig wie Bert aus der Sesamstrasse aussieht. Die Panels erzählen zwar keine raffiniert konstruierten, dafür actionreiche Plots mit viel Bildwitz. Gegenspieler in beiden Stories sind übrigens nicht die Daltons, sondern ein grobschlächtiger Kerl namens Big Belly und ein namenloser mexikanischer Sidekick, der reichlich bräsig daher kommt. Daher abschliessend noch ein lobendes Wort an die derzeitigen Autoren der Reihe: Lucky Luke heute geht im Gegensatz zu Asterix mit der Zeit und hat die zahlreichen ethnischen Klischees älterer Comics weitgehend ausgemerzt, ohne den ursprünglichen Lucky-Luke-Spirit zu verlieren. Ohne tumbe Indianer, schmierige Hispanos und lächerliche Chinesen ist mein Lieblingscowboy, dessen Einfluss es zu verdanken ist, dass meine erste Zigarette mit 14 ne Selbstgedrehte war, fit für noch viele Sonnenuntergänge!