Lucy Guths Roman sowie Die Schuld der Pancinowa von Christians Schwarz werden von Bastei zwar nicht als Zweiteiler vermarktet, funktionieren aber als solcher ganz hervorrragend, wie ich aus eigener Anschauung vermelden kann – ein wenig aus dem 14-tägigen Takt gestolpert, habe ich beide Episoden am Stück gelesen. Die Handlungen knüpfen nahtlos aneinander an, und Schwarz' technikaffine Sci-Fi ergänzt sich prima mit Guths Abenteuerfantasy zu einem spannenden Trip in die Vergangenheit des Planeten Cancriss.
Die hat, wie wir in
besagter Eröffnungsszene erfahren, eine stattliche Leiche im Keller.
Beziehungsweise im ewigen Eis, denn dorthin hat es in grauer Vorzeit,
von mehr als tausend Jahren ist die Rede, einen Wandler verschlagen,
der die damals schon hochtechnisierte Zivilisation des Planeten um
Hilfe auf seiner Flucht vor der Schrecklichen Wolke, seinem
Fressfeind Streiter, ersucht. Eine galaktische Charta
verpflichtet die Pancinowa, diese Hilfe zu gewähren. Doch als sich
herausstellt, dass die kometenartige Entität den problematischen
Energiehunger der Pancinowa-Zivilisation nicht nur stillen kann,
sondern sogar neue Meilensteine in der Erforschung der Wurmlochtechnologie
und dem Ausbau virtueller Welten ermöglichen wird, treibt der Rat
der Fünfundzwanzig ein doppeltes Spiel, das sich über die
Jahrhunderte zu einer – anders kann man es nicht nennen –
Weltverschwörung auswächst, deren Aufrechterhaltung enorme
Skrupellosigkeit von den Regierenden verlangt. Dem kommen Tom
Ericson, Vasraa und, in deren Windschatten, auch Matt und Aruula auf
die Spur, die sich eigentlich nach Cancriss begeben haben, um die
Pancinowa um technischen Beistand gegen einen bevorstehenden
Streiter-Angriff zu ersuchen. Diese forcieren seit den Ereignissen um
den Wandler aber eher eine Politik der Abschottung. Doch die
Widerstandsgruppe der Douhlees, gesellschaftlich als Verschwörungsideologen
stigmatisiert, sehen nun ihre Stunde gekommen, und ein alter Stein kommt ins Rollen.
All das ist große Politik, und, aus eingangs genannten Gründen, erzählerisch in unserer Gegenwart ein recht doppelbödiges Unterfangen, behalten doch in diesem Fall die „Schwurbler“ recht. Die zwei Romane bringen aber ordentlich Antrieb in die Gesamthandlung. Sowohl das Geheimnis als auch die Schuld sind ohne Abzüge auf den Punkt erzählt: Knackig, spannend, schlüssig. Darüber hinaus ist der Weltenbau in beiden Heften derart üppig, dass ich mich nach Abschluss der Lektüre frage, wie das alles auf 122 Seiten gepasst hat – abzüglich zwei prall gefüllte LKS und die üblichen Werbeanzeigen. Die Pancinowa, ihre Geschichte, ihre Geographie, ihre gesellschaftlichen Verwerfungen, ihre Fortpflanzung, ihr Alltagsleben, ihre Aussteiger, ihre Probleme … das alles servieren Schwarz und Guth so plastisch und grandios, dass ich recht geflasht die Hefte beiseite lege und zunächst nicht viel mehr denken als: „Wow. Deshalb lese ich Maddrax.“
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