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Montag, 21. Februar 2022

MX 576 - Vom Scheitern eines Gottes

Dem Ruf des Wandlers folgend, hat ein neuer Streiter den Weg zur Erde angetreten und nimmt, als Amuse-Gueule gewissermassen, zunächst den Mars ins Visier: Soweit der Cliffhanger des Vorgängerheftes. Auf dem einstmals roten Planeten ist es bereits zu Unruhen gekommen, der segensreiche Einfluss der Sporen ist geschwunden und unter dem Einfluss des Streiters macht sich langsam der Wahnsinn breit unter der Bevölkerung. Um das Leben im Sonnensystem zu retten, versteigt sich Ur-Hydree Wang'kul zu einem verzweifelten Vorhaben. Der Verstand des Beinahe-Gottes ist durch den Einfluss des Streiters bereits geschwächt, sein Plan nur mit absoluter Altarnativlosigkeit zu rechtfertigen – Tod, Chaos und Verderben sind die Folge, das noch junge Leben auf dem Mars wird beinahe zur Gänze ausgelöscht. Doch der Zweck, der die grausamen Mittel heiligen sollte, wird bitter verfehlt.

Die letzte Bastion ist Jana Paradigis letzter Beitrag zur Serie, wie die Autorin selbst im Fan-Podcast verkündet. Sie ist seit 15 Jahren für Maddrax aktiv und hat insbesondere den Schauplatz Mars wesentlich geprägt und entwickelt; da ist es sicher ein Ausstand nach Mars, äh genau, Maß, an diesem Schauplatz nochmal ein anständiges Feuerwerk abzubrennen. Daher kann man die Episode getrost als Meilenstein bezeichnen, den business as usual wird es in diesem Erzählstrang noch lange nicht geben können. Auch wenn zur zweiten Romanhälfte der Titelheld als Kavellerie ins Spiel kommt und eine Notrettung versucht: Wo ein Gott in seiner Verblendung falsche Entscheidungen trifft, Leben tötet oder es wie Schachfiguren in die Entwurzelung verschiebt, ist wenig Trost zu finden.

Mythischer Stoff also, der in seiner Wucht locker für einen Dreiteiler gereicht hätte – was als Kritik anzumerken mir nicht erspart bleibt. Doch trotz seiner gelegentlichen Atemlosigkeit nimmt Jana Paradigi sich ausreichend Zeit, das Handeln ihrer Figuren plausibel zu machen und ein paar grundsätzliche Fragen menschlichen Handelns zu berühren. Verteidigen oder verzweifeln? Abstand gewinnen, aufgeben? Rückzug? Die Hoffnung, die von der einfachen Liebe zwischen zwei Menschen ausgehen kann, trotzt jeder Endzeitstimmung – so die zwar nicht ganz neue, aber durchaus berührend erzählte Quintessenz einer überbordenden Episode – Paradigis letztem Bastei, wie es an einer Stelle augenzwinkend heißt. Doch dass der Roman gelegentlich etwas grüblerisch wirkt – vielleicht reflektiert die Autorin an der ein oder anderen Stelle auch selbstreferenziell ihre Entscheidung, nach so langer Zeit neue berufliche Wege einzuschlagen – tut dem Genre Spannungroman zum Glück keinen Abbruch. Die letzte Bastion ist unzweifelhaft ein Pageturner.

[Dieser Artikel wird in leicht veränderter Form auch zeitnah auf phantastik-news.de erscheinen.]

Bücherbums bei Tiktok: https://www.tiktok.com/@buecherbums



 

2 Kommentare:

  1. Danke für Deine Rezi! Verfolge alle zwei Wochen Deine Rezis und verlinke sie direkt im Maddraxikon
    Kleine Korrektur für diese Ausgabe: Jana ist "erst" seit 15 Jahren bei MX am Start.
    (Falls Du das korrigieren möchtest, kannst Du den Kommentar danach gerne auch wieder löschen)

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  2. Kommentare haben Seltenheitswert, da wird nix gelöscht! ;-)

    Aber danke für die Korrektur! Hab ich mich wohl verguckt in unserem Maddraxikon...

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