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Dienstag, 8. September 2020

100% Vollapokalypse - Christophe Becs PROMETEUS Bände 11&12 // +13

Das Letzte, was ich der Prometheus-Reihe von Bec (Text) und Raffaele (Zeichnungen) vorwerfen würde, ist, daß sie mit der Tür ins Haus fielen. Daß die komplexe Handlung auf eine Alieninvasion hinauslaufen würde, war schon nicht von Anfang an klar, und als es dann klar wurde, haben sich die beiden, gelegentlich von anderen Zeichnern unterstützt, immer noch viele Bände Zeit gelassen. Mit Colin, Kelly Lambert oder dem US-Präsidenten gab es ein zwar eher spärliches Angebot an Identifikations- und Haßfiguren, im Wesentlichen aber wurden die vielen Handlungsstränge bis hierhin eher von atemberaubenden Bildern und Theorien getragen, die sie wie RAWs Lexikon der Verschwörungstheorien lesen. Die Spannung verdichtete sich nur sehr allmählich; langweilig war es gelegentlich auch, aber selten. In Band 11 schließlich ist es soweit: Die Außerirdischen kommen verwüsten den Planeten, und sie machen keine Gefangenen. Es läßt sich über diese Info hinaus nicht viel schreiben. Folgerichtig breiten Bec und Raffaele ihr apokalyptisches Szenario über 2 ganze Bände aus, und treiben ihr Konzept, daß die Serie wenig über die Erzählung, aber viel über das Visuelle funktioniert, beinahe bis zur Ausschließlichkeit auf die Spitze. Irre. Und absolut ungeeignet für Quereinsteiger. Wer den Atem hatte, Prometheus bis Der Dreizehnte Tag und Vorsehung zu verfolgen, wird an diesen Bänden seinen Gefallen finden - wer nicht, kann sicher wenig mit der absoluten Verzweiflung anfangen können, die ihm aus den zahlreichen, teil großformatigen Panels entgegenschreit. Ein bißchen psychische Stabilität kann jedenfalls bei der Lektüre nicht schaden. Zum Ende der Endezeitorgie hin dann immerhin ein wenig zarte Hoffnung; die lose über das Szenario verteilten Handlungssplitter fügen sich zu einem Ausblick, was uns in den kommenden Bänden wohl erwarten wird (Ausgabe 20 ist für das Frühjahr 2021 angekündigt, bis dahin hab ich aufgeholt) - Wiederaufbau, Zeitreisen, Kelly und Colin. Und vielleicht so etwas wie Kommunikation mit den extraterristischen Zerstörern? Obwohl sie mir einiges an Geduld abverlangt: Ich mag die Serie!

// UPDATE 12.10.2020 Band 13 - Kontakte // Dem 13. Band der Serie, mit dem die Herausgeber*innen gleichsam verkünden, daß hiermit der erste Zyklus endet und mit Band 14 ein neuer Zyklus beginnen wird, ist nach dem furiosen Finale der zwei Vorgänger keinen eigenen Eintrag wert. Der nette, aber im Grunde überflüssige Nachklapp erzählt, eingebettet in eine Rahmenhandlung, die ein schon bekanntes Gespräch zwischen zwei Ufo-Forscher*innen näher beleuchtet, mehrere historische Begegnungen mit jener Alien-Spezies, deren Verwüstungswerk wir just mit Zittern und Schrecken begutachten durften. Wir machen kurze Ausflüge in die Steinzeit, in den kalten Krieg, in die Zeit der Spanischen Conquistadores und in das spätmittelalterliche Nürnberg. Ganz originell, wie die bekannte Story von Kaspar Hauser noch mal einen neuen Dreh bekommt... Und schön auch, wie der Band viele Zeichner an einen Tisch bringt, die ihre unterschiedlichen Stile wie einen Flickenteppich zusammensetzen dürfen. Das ist optisch interessant, inhaltlich aber eher ein Bonbon für die Fans als ein ernstzunehmender Einzelband.
 

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