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Sonntag, 6. September 2020

MX 538 - Arans Sternstunde

Als bekennender Aran-Kormak-Fan fühle ich mich vom Verlag mit der Zinne und Autor Ian Rolf Hill reich beschenkt: In Die Stunde des Despoten gibt es den fiesen Antagonisten gleich zweimal. Einmal den skrupellos-zähen Kämpfer, den wir Leser*innen bereits kennen, zum anderen einen Kormak aus einer Parallelwelt, die an einer brüchigen Stelle in dem uns bekannten Serienuniversum auftaucht. Da diese alternative Realität technisch gut mit allerlei Fluggerät gerüstet ist, hätte GRÜN sich die Mühe mit dem Pflanzenwall zwar auch sparen können, trotzdem umwuchert seine gewohnt gigantische Dornenhecke das Areal und sorgt dafür, daß Matt und der Worrex im Gleiter nach dem Rechten sehen. Worrex muß sich, das sei nebenbei erwähnt, in bester Charlys-Tante-Manier als Frau tarnen und in dieser Episode überwiegend die Klappe halten - auch aus Lesersicht eine angemessene Strafe für seinen gescheiterten Flugversuch mit der RIVERSIDE, der ein Entkommen der Krieger des Lichts erst ermöglichte und den Nervigkeitsfaktor des Archivars kurzzeitig auf Jar-Jar-Binks-Niveau hob. 

Die beiden erreichen ein paralleles Knocks, dessen präapokalytischer Name Fort Knox jedoch die Zeiten überdauern konnte. Hier ist vieles ähnlich, aber vieles doch ganz anders: Christopher Floyd und den Krieg mit den Daa'muren hat es auch hier gegeben, doch Takeo ist ein gefährlicher Terrorist, Drax ein hohes Tier im Weltrat und eben Kormak ein ranghoher Militär, der zwar gleichfalls ein harter Hund, aber eben auch gerecht, einigermaßen empathisch und besonnen ist. Als Deseteure den Weltenwechsel zu ihren Gunsten nutzen wollen, ist er zum Eingreifen gezwungen, die Hilfe des ("echten", nicht des Parallelwelt-) Matthew Drax kommt da gerade recht. Dieser Handlungsstrang bildet denn auch das erzählerische Schwarzbrot dieser Episode und ist IRH recht gut gelungen. Romane/Filme/Serien/Spiele, die im militärischen Milieu angesiedelt sind, haben es halt nicht leicht bei mir. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber meistens finde ich in dieser Sphäre der Befehlsketten, strategischen Überlegungen, Unterordnung und Loyalitätskonflikte selten einen emotionalen Bezugspunkt, die Stories bleiben mir oft fremd. Kann also kein Autor was dafür, wenn ich nicht in Jubelstürme ausbreche. Begeisterung stellt sich eher ein, wenn ich lese, wie der von Matt bereits totgeglaubte "echte" Kormak mit der ihm eigenen Mischung aus Todesverachtung, Überlebenswillen, Machtinstinkt, Haß, Zähigkeit und und vor allem übelster Arschlochigkeit nach Amerika gelangt, in die Parallelwelt eindringt, die Soldaten der Militärbasis zum Narren halten kann und sich schließlich an die Aufgabe macht, den Platz seines Alter Ego einnehmen zu wollen. Chapeau, lieber Herr Hill, das war wirklich eine reine Freude zu lesen! 🎩

Bereits in Kalte Krieger hatte ich ja schon die (etwas enttäuschte) Hoffnung, daß es zu einer Begegnung von gleichen Figuren aus unterschiedlichen Welten kommt. Daß das nicht ohne Konsequenzen für die Haupthandlung bleiben kann, ist klar. Ein Parallel-Matt, vielleicht auch eine Parallel-Aruula, würden ordentlich Zündstoff in die Sache bringen. Doch da es an solchem in der Pulpserie meines Vertrauens ohnehin nicht mangelt, halte ich mich mit Erwartungen bedeckt und lasse ich mich einfach überraschen, wie das Autor*innenteam die Handlung vorantreibt. In Stunde des Despoten ist klargeworden, daß mit Kormak weiter zu rechnen ist, und auch die Krieger des Lichts spielen im angekündigeten Folgeband eine Rolle. Instabilität der Raumzeit, Aran, KdL - muss die kleine Heldengruppe bald an drei Fronten die Welt retten? Ich freu mich schon drauf!

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