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Freitag, 15. Mai 2020

MX 530: Kalte Krieger? Heisse Mische.

Spätestens seit Rulfans erneutem Auftauchen via Parallelweltareal liegt es in der Luft der Serie, daß auch Matt sich selbst begegnen könnte. Stanislaw Lems geniales Sterntagebuch-Kapitel im Hinterkopf, in dem Ion Tichy sich selbst als Helfer für Reparaturabeiten reproduziert und dadurch ein ziemliches Raum-Zeit-Chaos anrichtet, habe ich mich schon ziemlich auf "Kalte Krieger" gefreut, eine solche Begegnung wurde nämlich - 😏wahrscheinlich wollte ich es mißverstehen - seitens Bastei auf Facebook angeteasert. Und ein Parallelwelt-Matt taucht auch tatsächlich auf. Ob dieser und der Mann aus der zukünftigen Vergangenheit sich allerdings in der jetzigen Vor-Vergangenheit tatsächlich auch begegnen werden und wenn ja, wann - da muß ich mich wohl noch etwas gedulden. Aber Stefan Hensch' Beitrag zur Reihe ist dermaßen cool, da liegt es mir wirklich fern, mich darüber zu beschweren.

"Kalte Krieger" startet als Western mit Film-Noir-Feeling und knüpft handlungsmäßig am Titanic-Heft vom Jahresbeginn an. Der unfreiwillig in der MX-Welt gestrandetet Privatdetektiv Ian Getty liefert unwissenlich eine Paketbombe aus. Honeybutt Hardy (die ich vor kurzem erst in meiner schleppenden MX-Aufholjagd im Band Weltfeind Nr.1 kennenlernen durfte) betreibt mit Mann und Sohn eine Horsay-Farm an Rande Waashtons. Sie gerät ins Visier krimineller Attentäter, ein Archivar aus dem zeitlosen Raum verhindert die Katastrophe, um das Raum-Zeit-Gefüge zu stabilisieren. Das ist zwar alles ein bißchen kompliziert, zumal Hensch alle zwei Seiten mit einer neuen Wendung aufwartet und ich die ersten 12 Seiten nochmal lesen musste, eh ich wirklich im Plot war. Doch dann zündete die Rakete und katapultierte mich in den actionlastigen Agententhriller, der die zweite Hälfte des Romans bildet. Anders als bisher erzählerischer Usus, sehen wir das das Parallelweltareal nicht in unserer vertrauten postapokalytischen Welt aufpoppen, sondern es verschlägt das Personal von hier auf die andere Seite. Hensch entwirft ein Setting, in der sich die einstigen Machtblöcke USA und UdSSR auch 2008 noch unversöhnlich gegenüberstehen und der kalte Krieg zu eskalieren droht. Die Bundesrepublik ist da schon längst in die DDR "wiedervereinigt worden", der Sowjetkommunismus fährt auf der Siegerstraße. Major (nicht Commander!) Matthew Drax ist ein eher unsympatischer Hardliner, auch Irvin Chester lebt noch! Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände gerät Honeybutt unter Spionageverdacht und in Drax' Gefangenschaft und muß einiges leisten, ihn von der Realität des Parallelweltphänomens zu überzeugen und so schließlich einen Atomkrieg zu verhindern. Und die Held*innen der Haupthandlung. Die sind einfach nur zu spät am Ziel... charming! 😉

Wie das hier so aufschreibe und zu rekonstuieren versuche, merke ich: Puh, ein ganz schön dickes Brett. Aber Stefan Hensch ist wirklich ein toller Erzähler, und die Lesereise durch sein raffiniert-komplexes Handlungskonstrukt ist ein kurzweiliges Lesevergnügen voller Überraschungen, gespickt mit überdies ein paar guten Sidegags. Bereits sein Seriendebüt "Kurs ins Verderben" ist ja schon von den Fans sehr gut aufgenommen worden. Ich selbst mochte das Heft auch, allerdings bin ich auch nicht übermäßig begeistert gewesen. Das ist jetzt anders! Und vor allem bin ich neugierig, wie die zahlreichen offenen Handlungsfäden weitergeführt werden. Von Honeybutt und Ian Getty ist sicher noch was zu erwarten, und die Vorschau für den nächsten Band verspricht mir ein Wiedersehen mit Kormack - ein Grund zur Freude für mich, denn diesen Gegenspieler fand ich bisher echt interessant.

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