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Donnerstag, 29. Oktober 2020

Alan Moore's Cinema Purgatorio: Dicke Dingers

 

Gabriel Andrade

Kaiju-Fans werden The Vast lieben, verspricht der Dantes-Verlag auf dem Buchrücken. Nun kann ich nicht behaupten, ein solcher zu sein, denn bis zu meiner Lektüre wußte ich gar nicht, was Kaiju überhaupt ist. Doch Wikipedia macht schlau, und nun weiß ich, daß ich es mit der Genre-Bezeichnung für japanische und japan-inspirierte Mosterfilme zu tun habe. Die Figuren, die der brilliante Gabriel Andrade für diese Stroy gezeichnet hat (Szenario: Christos Gage), sind tatsächlich so mit das Monströseste, was ich je im Horror gesehen habe. Irgendwie riesig, bizarr, mit unüberschaubarer Anatomie. Klauen, Zähne, Tentakel, Scheren, Stachel, Mundwerkzeuge - beängstigend, was das Urmonster Apex da hervorgebracht hat, seit es auf die Erde kam.

Alan Moore

Die Sory von The Vast ist im Grunde schnell erzählt: Die mächtigen Terraformer bringen die Fauna der Erde zum Mutieren, sie zerstören ganze Metropolen und unterjochen die Welt. Das US-Militär hat also ohnehin genug zu tun, da sind die Machenschaften der Russen eine zusätzliche Bedrohung der freien Welt. Während die Amis gelernt haben, Monster im Babystadium auf eine*n Reiter*in hin zu konditionieren und liebevoll zu Partnern im Kampf für das Richtige zu machen, tun die Russen das Nämliche mit stumpfer Gewalt: Das Ergebnis sind hochaggresive Kampfmaschinen. Der australische Kontinent ist nun von den Russen eingenommen. Janna Plechette kommt zu ihrem Monster namens Baby  eher durch Zufall, doch ihre Bindung ist eine Besondere. Es folgen tierisch gute s/w-Panels voller Action, Zerstörung, Drama. Ich kann Andrades Kunst nicht überschwänglich genug abfeiern: Sein Strich ist gestochen scharf, detailreich und fein, seine Zeichnungen strotzen vor Leben, Dynamik und Emotion. Die Story ist eher so - naja. Ein Fest für Trash-Fans, ja sicher, und vor diesem Hintergrund sind auch die 50er-böse-Russen-Klischees erträglich. Und ein paar gute Gags gibts obendrauf. So gesehen alles tutti, ein kurzweiliges Lesevergnügen. 

The Vast ist der Auftaktband der deutschen Edition von CINEMA PURGATORIO, einer Serie von in sich abgeschlossenen Horrorcomics, vorgestellt von Szenaristenlegende Alan Moore. Der Meister selbst steuert ebenfalls einen Band bei. Der Preis von 20 Euro für The Vast ist angesichts der wertigen Aufmachung, der Bonuszeichnungen und des sehr ausführlichen Glossars absolut gerechtfertigt - die anderen vier Bände der Serie sind jeweils ein wenig dicker und ein wenig teuer.

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