Auf der Leserbriefseite von Das 900.000-Jahre-Projekt verspricht Mad Mike ein "Fest für die Alt-Fans", und da ich mich zu denen nicht zählen kann, hatte ich bei Lektürebeginn schon befürchtet, eine ziemlich harte Nuß serviert zu bekommen. Vielleicht nicht eine ganz so harte wie Das Sonnentor im vergangenen Oktober, den ich schlicht überhaupt nicht verstanden hatte - das Tablet mit dem aufgerufenen Maddraxikon lag aber sicherheitshalber schonmal neben mir auf dem Sofa. Bei dieser Gelegenheit einen herzlichen Dank übrigens an die Macher*innen dieser tollen Seite, die mir den Einstieg ins MX-Universum deutlich erleichtert hat!
Ian Rolf Hill geht dann auch gleich in die Vollen. Er hat den Heftroman in zwei Teile gegliedert und läßt in Teil 1: Fiasko die Fakten tanzen. Mit zahlreichen Verweisen auf frührere Ausgaben erklärt der Autor also die Ursache für die Parallelwelt-Phänomene im aktuellen Zyklus, entwirft ein Worst-Case-Szenario für die weitere Entwicklung, läßt die Archivare im zeitlosen Raum an einer (fragilen) Lösung für dieses komplexe Raum-Zeit-Paradoxon knobeln und ruft schließlich die leicht überforderte Heldengruppe um Aruula und Matthew Drax auf den Plan, der auch unumwunden zugeben muß, daß ihm der Kopf dröhnt vor soviel Information. Also, warum sollte es uns Leser*innen besser gehen? Allenfalls Emmet Brown aus Zurück in die Zukunft hätte uns die Sachlage mit Hilfe eines Tafelbildes vielleicht noch anschaulicher erklären können, als Ian Rolf Hill es tut- der ja ohnehin ein versierter Erzähler ist und daher mit Teil 2: Regression der Story ein Gegengewicht aus dem Trash-Baukasten anhängt, das sich gewaschen hat und die Waagschale sich von der Beinahe-Hard-SciFi😉 des Anfangs wieder in Richtung Good-Ol'-Groschenheft neigen läßt.
Hier geraten Matt, Aruula, Rulfan, Mr. Black und Worrex auf der Suche nach einem Stasisbehälter aus der Zukunft in einen von bizarrer Flora und Fauna bevölkerten Dschungel und in die Hände einer nicht minder bizarren humanoiden Sippe. Daß ich beim Lesen nie so genau wußte, woran ich jetzt mit denen eigentlich bin und IRH mich immer wieder auf falsche Fährten lockt, gibt der Story zusätzlich Pfeffer. Also keine Sorge, liebe MX-Redaktion, nicht nur für Alt-Fans, auch für Novizen habt ihr mit Das 900.000-Jahre-Projekt schmackhaftes Lesefutter ausgeliefert. Und das Maddraxikon hat jetzt mit Sicherheit ein paar Zugriffe mehr.
- Ein kleiner Kritikpunkt dann aber doch noch. Das Ende der Geschichte wurde mir deutlich zu abrupt abgehandelt, da hätte der Roman einen längeren Atem durchaus vertragen. Und daß uns der popkulturelle Bezug zu jener merkwürdigen Sippe aus den Wäldern schließlich so überdeutlich nochmal erklärt wird, wo wir ihn doch auch (ich wette zu 99%) selbst erkannt haben, war überflüssig und fast ein wenig ärgerlich, macht es doch eine gelungene Episode auf den letzten Meter ohne Not ein wenig schwächer.
Mini-Spoiler-Update Manchmal lohnt es sich, eine Nacht zu schlafen, bevor man eine Rezi schreibt. Denn wenn die etymologische Verbindung Hillbilly - Hillies noch ziemlich auf der Hand lag, ist die Verbindung Hillie - Hilleberg ein Zückerchen, das mir erst später aufgefallen ist. Allerliebst!
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