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Freitag, 10. Dezember 2021

MX571 - Ins Algensüppchen gespuckt

In Wahrheit sind aber die bösen Triebe in ebenso hohem Grade zweckmäßig, arterhaltend und unentbehrlich wie die guten: – nur ihre Funktion ist eine verschiedene. Friedrich Nietzsche

Zwietracht - das kennen wir aktuell, gegen Ende des zweiten Pandemiejahres, recht gut aus dem echten Leben. Da die momentane Zerrissenheit unserer Gesellschaft aber nicht so wirklich unterhaltsam ist, bietet der zweite Teil der Böse-Trilogie willkommene Abwechslung: Die Bastei-Langzeitheld/innen Matthew Drax und Aruula haben unter Einfluß der Dunklen Stadt die Seiten gewechselt und sabotieren nun die Friedensbemühungen der Hydriten Ei'don und Quar'tol. In Sub'Sisco, das in der prä-apokalytischen Ära des Maddraxiversums als San Francisco bekannt war nun die wichtigste Metropole der Fischwesen ist, sollen erste Gespräche zwischen Hydriten und den fleischfressenden Mar'osianern stattfinden, was ein äußerst heikles Unterfangen ist. Hier Zwietracht zu säen (und somit für des Teufels Scheuer zu arbeiten, um das Sprichwort zu komplettieren) ist also für jeden ernstzunehmenden Schurken das Gebot der Stunde. Die geeinten Hydriten könnten den Menschen ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen die Dunklen sein, und das gilt es für Matt und Aruula zu verhindern.

Diese schlichte, aber ergiebige Prämisse liegt also dem aktuellen Heft zugrunde; Lucy Guth und Oliver Müller machen einen prima Serienbeitrag daraus. Eine für mich verblüffende Leseerfahrung war, dass die Schockwirkung über die radikale Gesinnungsänderung des Titelhelden sich doch recht zügig abgeschliffen hat, ihre neue Rolle von mir als gegeben akzeptiert und die - teils rührend überforderte - Nebenfigur Quar'tol jetzt halt der Gute ist. Ein Grund dafür ist sicher, dass die erste Hälfte der Episode äußerst launig daherkommt und es erst spät ans Eingemachte geht. Beschreibungen der hydritischen Großstadtkultur, ihrer Sprichwörter, Typen, und sogar ihrer Haute Cuisine bieten eine Menge comic relief; auch die simple Mechanik, nach der die Zersetzungspläne des fiesen Pärchens immer wieder funktioniert, läßt an den genialen Spaltpilz Tullius Destructivus aus Streit um Asterix denken. Das alles ist also herrlich comichaft zu lesen, hat auch den beiden Schreibenden erkennbar Spaß gemacht und bringt zahlreiche Szenen, in denen die neuentdeckte Lust am Bösen plastisch und spürbar wird.

Bei soviel Leichtigkeit bekommt die Episode die Kurve zu einem dramatischen Showdown nur knapp. Aber sie bekommt sie immerhin. Denn irgendwann, so will es die Dramaturgie, geht doch was schief, und es wird eng für die – naja, Helden. (Doch, ich mag sie, auch wenn sie wirklich Übles tun.) Daher wäre Wer Zwietracht sät für einen Einzelroman wohl einen Hauch zu seicht; als Mittelstück einer Trilogie aber, die mit den Fans der Serie ohnehin nicht zimperlich umgeht, ist sie genau richtig am Platz. 

 [Dieser Artikel wird in leicht veränderter Form auch zeitnah auf phantastik-news.de erscheinen.]

3 Kommentare:

  1. Ich bin gespannt wo das noch hinführt und ob es Matt & Aruula auch langfristig beschäftigen wird was sie da getan haben.

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    1. Hauptsache, kein Lebensabend im Exil, mit Bußübungen und Meditation.

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  2. Ach, wenn das Exil der Mars wäre, könnte ich mir dass schon gut vorstellen... ;-)

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