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Mittwoch, 24. November 2021

MX 570 - Der Dexter-Effekt

In der dunklen Zukunft der Erde nähert sich der aktuelle „Weltenriss“-Zyklus dem Ende seiner ersten Halbzeit, und das Autor/innenteam meiner Lieblingsserie kredenzt kurz vor Erreichen dieser Marke einen Dreiteiler, der gravierende Umwälzungen verspricht. Als „Böse-Trilogie“ wird er auf den Markt gebracht, und „Böse“ heißt auch die erste Episode, für den Tanja Bruske-Guth schon qua Pseudomym als Autorin bestens qualifiziert ist; trägt sie das Gegensatzpaar gut/böse doch schon im Namen, zumindest wenn man Lucy als Variante von Luzifer betrachen mag – doch auch wenn man sämtliche naheliegenden Wortspiele beiseite läßt, ist die Autorin immer eine gute Wahl. Sei es, weil sie den Handlungsstrang um das Schicksal der Hydriten, das nun für die Gesamtstory wichtig zu werden scheint, schon seit einigen Heften genauestens im Blick hat, sei es, weil sie ohnehin stets zu Hochform aufläuft, wenn wir mal in die Seelen der Figuren gucken dürfen. Auch, wenn es „Böse“ an Kampf und Action nicht mangelt: Dieser Roman wäre ohne schlüssige Psychologie zum Scheitern verurteilt.

Zum einen sind Matt und Aruula in den Bann jener lovecraftschen Stadt geraten, die das grausige Fundament der aktuellen Ereignisse bildet. Da der Titel des Heftes schon der halbe Spoiler ist, ist es nicht zuviel verraten, dass die beiden Strahlehelden die Seiten wechseln: Zu den Bösen eben. Der dunkle Keim ist diesmal nicht schuld, doch der genaue Grund bleibt – nach einem ziemlich heftigen Psycho-Trip in die Vergangenheit - zunächst im Unklaren. Zum anderen merkt Quar'tol, dass ihm bei seinem Plan, den legendären Ei'don als Versöhner für eine geeinte hydritische Rasse zu benutzen, die Zügel aus der Hand gleiten. Beiden Handlungssträngen tut es äußerst gut, von der Autorin klar und ohne stilistische Experimente, dafür aber mit ausreichend Raum für das Innenleben der Personen erzählt zu werden. So treibt eine jederzeit plausible Spannung die Geschichte voran, die sich niemals aus Vordergründigem speist. Wie Lucy Guth bei Aruula und Matt gekonnt den Spaß, die perfide Lust an der neuen Rolle der skrupellosen Bösewichte ausgestaltet, sorgt beim Lesen für Faszination, Staunen und ambivalente Gefühle. Ertappe ich mich gar dabei – der Dexter-Effekt – mit den beiden mitzufiebern? Zumal ihr blutiger Feldzug – es gilt einen Auftrag für die Dunkle Stadt zu erfüllen – nicht nur Bauernopfer fordert. Wie sich die Dinge von hier aus noch zum Guten wenden können, ist erstmal nicht vorhersehbar. Ob sie es überhaupt noch tun? Zumindest wird – wenn die Guten wieder gut sind – sich einiges im Maddraxiversum verändert haben. 

Aufregend finde ich den Seitenwechsel allemal. Ob er in der Fangemeinde ein wirklicher Aufreger ist, wird sich zeigen - ich finde diese Wendung jedenfalls ziemlich gelungen!

[Dieser Artikel wird in leicht veränderter Form auch zeitnah auf phantastik-news.de erscheinen.]

2 Kommentare:

  1. Mir hat dieser Plot Twist auch sehr gefallen! Maddrax weiß auch nach insgesamt über 600 Bänden die Leserschaft zu überraschen! :-)

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    1. Sowas in der Art habe ich zwar kommen sehen - daher relativiert sich das mit der Überraschung. Jedoch:Nicht in dieser Heftigkeit. Ich gände es fast blöd, wenn sich das Böse-Problem zu schnell erledigt.

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