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Sonntag, 6. Juni 2021

3 Pulp Novels - "Wissen Sie, für mich ist Schlachten eine Kunst ...

... ich mache aus einem Vieh, das nur frißt und scheißt, schmackhaftes Fleisch, das bei Ihnen auf dem Teller landet." In Ian Rolf Hills Roman Virus-Alarm! - Jede Gier hat ihren Preis, nebenbei mein erster Abstecher in die altehrwürdige Horrorserie Professor Zamorra, schickt sich eine Art Zombie-Seuche von einem norddeutschen Schlachthof aus an, die Menschheit in fleischfressende Gierlappen zu verwandeln. Der Unterschied zu den fleischfressenden Gierlappen, die wir im globalen Norden ohnehin schon sind: Auch woke vegane Tierrechtsaktivist*innen erwischt es, und es darf gerne auch Menschenfleisch sein. Wie es die 3200 hochgezüchteten Schweine in jenem Zuchtbetrieb allesfressend vormachen. Und hinter all dem steht nicht nur, wie im echten Leben, unser freidrehendes Wirtschaftssystem kurz vorm Totalkollaps und seine/unsere damit verbundene krankhafte Gier, sondern auch ein Dämon. Is ja schließlich die langlebigste Horrorserie der Welt. Auch wenn IRH auch hier (wie nicht anders zu erwarten) einen spannend geschriebenen und für zarte Gemüter eher schwerverdaulichen Spannungsroman abliefert, ist PZ1225 mehr als das, nämlich auch ein engagiertes politisches Statement in Groschenheftform, das die Zusammenhänge zwischen der aktuellen Covid19-Pandemie und dem Welthandel mit Billigfleisch transparent in den Blick nimmt. Chapeau! Dass das durchaus kontrovers von der Leserschaft aufgenommen werden könnte, wird auf der LKS, die hier Mystery Times heisst, bereits vorsorglich kommentiert. Aber ich kann nur resümieren: Macht euch mal keinen Kopp, ihr guten Leutchen bei Bastei. Wir leben in bewegten und hochpolitischen Zeiten, das muss auch einen Niederschlag in der Welt der Heftromane finden, wie bei jedem anderen popkulturellen Phänomen auch. Nebenbei gesagt sind die Figuren Zamorra und Nicole Duval sehr zugänglich geschildert, der Roman setzt null Vorwissen voraus und ist somit einsteigerfreundlich.

Was nicht heisst, dass ich einsteige. Mich hatte nur die Werbung für dieses spezifische Heft heiß gemacht, und ein zamorralesender Freund hat es mir geliehen. Dazu noch 2 weitere Heftromane. Über Der Blut-Clan aus A.F.Morlands Reihe Tony Ballard, der Dämonenhasser mag ich mich aber nicht allzu sehr verbreiten. Soweit ich weiß, gab es das auch mal bei Bastei. Zu der Zeit, als ich noch Sinclair gelesen habe. Also 30 Jahre her. Dieser Roman ist aber als Taschenbuch bei Romantruhe erschienen und kaum der Rede wert. Leicht bekifft ist dieses Konglumerat aus Klischees, mieser Schreibe und einfältigem Billo-Friedhofs-Horror durchaus ein launiges Trash-Vergnügen, aber keines, das nach Wiederholung schreit, weshalb der zweite Roman dieses Paperbacks wohl ungelesen an den Verleiher zurückgehen wird. Interessanter ist da schon Band 1 der (damals) umstrittenen Kult-Reihe Dr.Morton, Blaues Blut, ebenfalls via Romantruhe wiederveröffentlicht. Das Original erschien in meinem Geburtsjahr und handelt von einem Londoner Arzt, der im Dienste des medizinischen Fortschritts bizarre Experimente am lebenden Menschen durchführt. Das geeignete Opfer im vorliegenden Roman ist ein Immobilienhai, der reihenweise Existenzen vernichtet und Menschen in den Suizid getrieben hat, dem jedoch kein justiziables Unrecht nachzuweisen ist. In einem Akt von Selbstjustiz wird das Blut dieses Herrn also in der Geschützheit eines Bunkers durch eine blaue Flüssigkeit ausgetauscht, die ähnliche chemische Eigenschaften wie der Lebenssaft besitzt, aber auch ein paar Nachteile hat, die es zu erforschen und zu verbessern gilt. Splitternackt und schlumpfenblau irrt der Immobilienhai durch die Klinik, weshalb auch einer unbeteiligte Dame, die unfreiwillig Zeugin wird, das Blut ausgetauscht wird. Das wiederum gibt dem Autoren des Heftchens reichlich Gelegenheit, der Leserschaft (das Gendern kann ich mir an dieser Stelle vermutlich schenken) pralle Brüste und verführerische Schamdreiecke zu beschreiben. Dass Dr. Glenn Morton einen Chauffeur und Gehilfen namens Grimsby hat, der seinerseits Serienkiller ist und in Blaues Blut auf schmierigste Art eine junge Frau verführt und dann von der Steilküste schmeisst, wirft ebenfalls ausreichend Sie-meint-eigentlich.Ja-obwohl-Sie-Nein-sagt-Szenario ab. 

Kurz gesagt: Wenn der Vorwurf "Schund" je zutraf, dann bei Dr. Morton. Selbstjustiz, ein an KZ-Arzt Mengele gemahnender Titelheld und genüßlich zelebrierter Sexismus waren wohl seinerzeit Grund genug für die good ol' Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, das Zeug dauerhaft auf den Index zu setzen. Der Erber- und Luther-Verlag hat mit dieser Serie nicht gerade einen schriftstellerischen Schatz gehoben, aber durch die Wiederveröffentlichung ein interessantes Stück Trash-Geschichte in den Versandhandel gebracht. Die Serie atmet sehr den Pornobalken-Geist der 70er und wäre heute so nicht denkbar. Da ist die TV- und Romanserie Dexter bei ähnlicher Prämisse schon aufregender.

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