Eine Redensart von unser Omma lautete „Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln“, was ich mir immer so ungefähr mit „Ja wat denn nu?“ übersetzt habe. Gibts um 12 Uhr Mittagessen oder nicht? Soll ich jetzt das Fahrrad flicken oder nicht? Und geht’s jetzt rein oder geht’s jetzt raus aus der Dunklen Stadt? Das ist ein ziemliches Hin und Her im aktuellen Maddrax, dessen Titel eigentlich mit einer Spoilerwarnung versehen sein müsste. Vorstoß der Dunklen, das ist durchaus schon die inhaltliche Quintessenz von Ian Rolf Hills Serienbeitrag.
Bezogen auf die Gesamthandlung des noch jungen Weltenriss-Zyklus' der Heftromanserie meines Vertrauens, ist Heft 553 eindeutig ein Booster: Getrieben vom Wandler und angeführt vom meta-parabegabten Finsterling Shadar wollen die Bewohner der Dunklen Stadt, der Einfachheit halber „Dunkle“ genannt, die zweifelhaften Segnungen ihres Kultes in der neuen Welt verbreiten, in die ihre Gigantopole aus einer Parallelwelt versetzt wurde. Kaiser de Rozier muss seine Wolkenstadt Château-à-l'Hauteur aufgeben und fliehen, will aber auch seinen Filius aus der anderen Dimension retten, weshalb es ihn nicht lange im Exil hält. Sein Enkel spielt derweil ein doppelt falsches Spiel, der Titelheld landet mit seiner Aruula in der Kiste und kommt deshalb beinahe zu spät zum Rettungseinsatz, wenn auch aus des trotzigen Kaisers Sicht zu früh. Und Raben, so lernen wir, lassen sich einzeln zur Spionage, im Schwarm als Waffe á la Hitchcock einsetzen, wenn man die Gabe hat, sie zu steuern. Hört sich verworren an, das alles? Ist es eigentlich nicht. Es reicht sich zu merken: Die Dunklen kommen, und die Dunklen sind gefährlich.
Das ist alles nicht wirklich schlecht, zumal Ian Rolf Hill ein guter Wortmetz ist und bleibt. Das Ding liest sich entspannt und unfallfrei weg, hinterlässt aber unterm Strich leider keinen bleibenden Eindruck. Als spannend, beklemmend oder atmosphärisch wie die letzten drei hervorragenden (!) Romane kann ich diese Episode beim besten Willen nicht bezeichnen. Sie bringt die Gesamthandlung nach vorne, tritt aber trotzdem irgendwie auf der Stelle, wirkt teilweise unentschieden und fahrig, auch wenn die Zutaten (eine ernste Bedrohung, ein waghalsiges Luftmanöver, Sex & Gags) stimmen. Und Shadar muss unbedingt an Kontur gewinnen, wenn er es als Antagonist mit Kormak oder Smythe aufnehmen will. A propos Smythe: Der Ausblick auf das kommende Heft Haaley liest sich extrem spannend! Und in der Heftmitte ist der Essay von Dr. Robert Hector über Parallelweltphänomene in der SF im Allgemeinen und bei Maddrax im Besonderen ein hochinteressantes Zückerchen!
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