Dieses Blog durchsuchen

Montag, 30. November 2020

MX 544 - Wie würden Sie entscheiden (wenn Sie ein Sauroide wären?)

Ian Rolf Hill reißt in der Handlung von Mit Zähnen und Klauen gleich zwei moralische Fragen an, die im Grunde das eigentlich Interessante dieser Folge ausmachen. Zum einen reagiert eine scheinbar überlegene Intelligenz - Sauroiden - äußerst restriktiv auf den Ausbruch einer Seuche in einem begrenzten Areal, das von "halbintelligenten Primaten" - der monkeeähnlichen Spezies Mensch - bewohnt wird: Sie dekontaminiert das komplette Gebiet und trennt gnadenlos und mit militärischer Konsequenz die Kranken von den Gesunden. Rücksicht auf emotionale Bindungen? Fehlanzeige. Und die Frage an uns: Wie gehen wir in einem solchen Fall mit einer "unterlegenen" Spezies um? Ist das Handeln der hochentwickelten Dinos nicht richtig und nachvollziehbar? In einer Welt, in der ein scheidender US-Präsident es auch fertigbringt, Familien der eigenen Gattung an der Grenze zu trennen - wer will da den Sauroiden Herzlosigkeit vorwerfen?

Ein anderes Dilemma entsteht, wenn die Tachyonen-Wunderwaffe, mit der eine Notlage von planetarer Tragweite gelöst werden muß, auf einmal beginnt, ein fühlendes Wesen zu sein - verwirrt ist, Angst hat und sogar Schuldgefühle. Es beinhaltet halt einen Menschen, genaugenommen sogar drei. Und keinesfalls nur eine Kapsel voll hochenergetischem Dimensonskitt aus dem SciFi-Baumarkt...

Doch doch, ich habe die Lektüre des aktuellen Bandes (auch, aber nicht nur aus Gründen momentaner Zeitknappheit) ein wenig vor mir hergeschoben. Das hängt zum einen damit zusammen, daß hier plotmäßig ein Sack zugemacht wird, der bereits vor meinem Einstieg in das Maddraxiversum geöffnet wurde - die Parallelwelt der Sauroiden nämlich, der auch Matts Teilzeitgefährte Ydiel entstammt. Selbst wenn ich diese schon in der Folge Das Portal  kennenlernen und beobachten konnte, wie der brüchige Frieden zwischen Rriikah und Rekar erarbeitet wurde, bin ich doch nicht so richtig drin. Außerdem fühlen sich die letzten Meter des Parallelweltzyklus schon auch ein bißchen nach Lese-Fleißarbeit an, denn die Maßgabe ist klar: Es muß halt repariert werden was geht. In diesem Sinne ist auch die 544 nicht der gaaanz große Wurf. Doch IRH ist immer noch eine verläßliche Autoren-Größe, die hier wieder eine solide, nach hinten raus leider etwas zerfahrene Episode abliefert. Die von ihm entworfene Sauroiden-Welt, in der die Reptilien hochentwickelte Intelligenzen sind, die halt nicht am Ende der Kreidezeit per Meteorit ausgelöscht wurden, hat auf jeden Fall ein hohes erzählerisches Potential und besticht durch eine durchdachte, originelle  Konzeption. Die Schilderung des Seuchengeschehens und der Gegenmaßnahmen hätte aber gerne mehr Raum einnehmen können. Wie ist die Krankheit denn nun tatsächlich entstanden? 

Der Krieger-des-Lichts-Flashback ist ebenfalls eine interessante Idee, doch leider knirscht es hier und da ein wenig im Gebälk. So kann sich IRH nicht so recht entscheiden, ob die Verschmelzung der Persönlichkeiten von Olivia, Sidemore und Jared in einen Energiekörper eine wirkliche Tragödie oder doch nur Folie für ein paar flapsige Sprüche a la "Adieu Privatsphäre" ist. Und so war es am Ende irgendwie nicht Fisch nicht Fleisch - trotz beeindruckender Actionsequenz mit der Riverside im Rachen des Godzilla-Scorpio-Dino... nach Zuklappen des Romans also ein ganz okayer Serienbeitrag, der mit der zu kurz geratenen Seuchen-Story ein paar Möglichkeiten verschenkt hat. Oder lag dem die Sorge zugrunde, die Leute in Corona-Zeiten nicht auch noch in ihrer Freizeit mit dem infektiösen Thema belasten zu wollen?


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen