Dieses Blog durchsuchen

Sonntag, 17. April 2022

MX580 - Alles könnte so schön sein

Kaum aufzuhalten, verbreitet sich der „Dunkle Keim“, der seine Opfer zu gefügigen Werkzeugen eines vermeindlichen Gottes macht. Aus dem All nähert sich obendrein ein Streiter dem Planeten, eine nebelhafte kosmische Entität. Nur unter schweren Opfern hat sie sich für eine Zeit zurückdrängen lassen. Sie hat Appetit mitgebracht, und nahrhafte Biomasse bietet die postapokalyptische Erde reichlich. Die Welt retten: In der Erzählwelt von Maddrax keine allzu leichte Bürde im Moment. Gut, dass es in ferner Serienvergangenheit noch eine Superwaffe namens Flächenräumer gibt, doch die haben die Pancinowa – eine eigenbrödlerische Alienspezies vom weit entfernten Planeten Cancriss. Vom Orbitalsystem der Kasynari ließe sich sich vielleicht Kontakt zu ihnen herstellen, doch auch das ist zeitlich und räumlich weit von der derzeitigen Handlung entfernt. Um diese Schachfigur wieder aufs Brett und den Radar der Leser/innen bringen zu können, ist eine eigenständige Episode erforderlich. Stefan Hensch hat sie geschrieben.

Bereits Nestor Taylors Cover von Fern der Erde, beinahe eine Parodie auf Eden-Idyllen in Druckerzeugnissen der Zeugen Jehovas, ist eine Reise in einen Gegenentwurf zum Maddraxiversum. Auf dem terrageformten Mond Novis siedeln Menschen, und nach vergangenen Wirren und Grausamkeiten prägen nun Demokratie, Frieden, eine intakte Ökologie und bodenständiger Fortschritt den Alltag. Einiges Personal der Serie war hier zwischengeparkt und darf nun ran: Die Barbarin Eileen, Xij Hamlet, Xaana, Tom Ericson, Vasraa Uon, Phillis und Xij Hamlet. Aus der Kämpferin von einst ist eine Politikerin geworden, die erst lernen muss, sich im Senat zu behaupten. Als das planetare Kommunikationssystem Probleme macht, trifft sie eine folgenschwere Personalentscheidung. Hinzu kommen zweifelhafte Forschungen an den genetischen Voraussetzungen für Telepathie sowie ein McGuffin namens Wurmlochkommunikator – eine komplexe Mischung.

Stefan Hesch gelingt es, die recht vielschichtige Handlung mit leichter Hand zu erzählen. Menschlichkeit, Humor und eine behutsam steigende Spannungskurve vermitteln das ungewohnte Setting mühelos; die Episode vermittelt eine gesunde Entspanntheit und macht Lust auf mehr. Wem die vielen reanimierten Charaktere nicht vertraut sind, wird zu schätzen wissen, hier nicht überfordert zu sein – dennoch ist MX580 actionreich genug, um nicht lahmarschig rüberzukommen. Eine Wirtshauskeilerei, desaströse Netzabdeckung und ein durchsetzungsschwacher Gesundheitssenator mit L inklusive.

Es wird nicht paradiesisch bleiben, daran läßt Hensch keinen Zweifel. Machthungrige Kräfte haben ihre Chance genutzt, sich wieder ins Spiel zu bringen. Novis zurück in die Serienhandlung zu holen – sieht erstmal nach einer tragfähigen Idee aus, die im übernächsten Heft von Lucy Guth fortgesetzt wird.

 [Dieser Artikel wird in leicht veränderter Form auch zeitnah auf phantastik-news.de erscheinen.]

1 Kommentar:

  1. Vielen Dank für die Rezi, aber auch deine Zusammenfassung im Maddraxikon!

    AntwortenLöschen