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Donnerstag, 31. März 2022

MX579 - "Sie wird mir doch sympathisch, diese Erde"

Es gibt Geschichten, in denen Reisenden die Rückkehr ins Heimatland verwehrt wird; die Ausbürgerung des DDR-Liedermachers Wolf Biermann 1976 während eines Konzerts in Köln ist eine hierzulande sehr bekannte. Heftromanheld Matthew Drax ist, was das Geistreisen betrifft, zwar ein Routinier, doch wenn die Verhältnisse im eigenen Körper sich geändert haben, kann es auch hier Probleme mit der Einreise geben. "Was grade war, ist krumm," wie es bei Biermann heißt. So geschehen in Maddrax Nr. 579 – Nirgendwo in Agartha von Lucy Guth. Aruula und Quart'ol müssen zunächst Reparaturarbeiten im Mindset des Gefährten durchführen, ehe der wieder Quartier nehmen und wissen kann, wer er ist und was bisher geschah. Unterdessen haben Professor Smythe und Anhang bereits den Heimatplaneten erreicht und landen unbemerkt in der Wüste Gobi. Und auch wenn Sexroboter Lybreyz angesichts der ungewohnten Umgebung nicht recht versteht, warum man „dieses Sammelsurium organischen Lebens“ überhaupt beherrschen wollen sollte, will Smythe genau das schon immer – es gilt also, sich zu bewaffnen. Die ramponierte Hochkultur der Agarther ist daher sein nächstes Ziel. Aufrüstung ist ohnehin das – vermutlich ungeplant – tagesaktuelle Thema des Serienbeitrags, denn auch die Guten um Matt und den Weltrat brauchen Abwehrgeschütze, als sie die Bedrohung durch die Invasoren erkennen.

Diese beiden Handlungsstränge tragen den Roman, weisen aber eine leichte Schieflage auf: Der Weltrat sucht noch den Himmel nach Smythe und seiner PLASMA ab, als wir Leser/innen schon zu Genüge wissen, was dieser, längst gelandet, auf der Erde so treibt. Daher finden die Erzählebenen bis zum Ende nicht zu einer zündenden Verbindung, was die Spannungskurve ein wenig flach bleiben lässt. Das tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch, denn Lucy Guth bestellt einen anderen Acker aufs Vortrefflichste: Wie in einem guten Abenteuerschinken bereist Nirgendwo in Agartha zahlreiche unterschiedliche Schauplätze, detailliert ausgestattet und ereignisreich. Die Dramaturgie der Story hat ein zügiges, gesundes Tempo, dazu ausreichend Action, Humor und Aha-Effekte. Guth bringt überdies mit Mr Black und Miki Takeo Serienpersonal aufs Spielfeld, das sich schon länger nicht mehr hat blicken lassen. Auch ihre Rückbezüge auf wichtige Orte des vorangegangenen Parallelwelten-Zyklus' rufen Erinnerungen wach und bleiben sicher nicht ohne Folgen – so hat Agartha seine Fresser zurück. Friede, Freude und Eierkuchen waren halt in den 22 Jahren, die es Maddrax gibt, noch nie der Zustand, in dem Professor Smythe einen Schauplatz zurückgelassen hat.

Einen Bezug zu Caroline Links tollen Film „Nirgendwo in Afrika“, den der Titel suggeriert, habe ich übrigens nicht entdecken können. Allerdings ist es auch mindestens zehn Jahre her, dass ich diesen gesehen habe. Umso deutlicher fallen hingegen die Anspielungen auf „The Running Man“ aus – macht Lust, den Schwarzenegger-Streifen mal wieder zu gucken. Alles in allem eine gute Episode, die einige neue Optionen für den weiteren Fortgang der Serie auf den Tisch legt.


[Dieser Artikel wird in leicht veränderter Form auch zeitnah auf phantastik-news.de erscheinen.]

3 Kommentare:

  1. Für gut befunden und verlinkt! :-)

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  2. Ich dachte beim Lesen am Anfang ja, dass man Matt seiner Erinnerung beraubt lässt. Mindestens für das ganze Heft oder sogar für mehrere Bände. Könnte ich persönlich mir gut als Szenario vorstellen. Matt hat alles nach CF vergessen und weiß nicht mehr wie man ein LP-Gewehr abfeuert, aber Aruula kann den Gleiter bei gleichzeitigem Waffeneinsatz einparken. ;-)

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  3. Das hat Sternensonde ja auch erwähnt - ich dachte ebenfalls: "Huch, krasse Wendung." Aber dann dachte ich: "Das machen sie eh nicht," und ich sollte recht behalten. In meiner Kritik habe ich mich dann aber auf das Nicht-Zusammenlaufen der beiden Handlungsstränge beschränkt, damit da nicht nur Gemotze steht. Is ja nicht das Perry Rhodan Forum hier, und unterm Strich ist das Heft klasse. - Besser als ICH kann Aruula auf jeden Fall einparken, da wette ich alles was ich habe. ;-)

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