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Montag, 6. September 2021

MX564 - Von Sturmtruppen, Querdenkern, der Macht der Skrupel und Furunkelsteins Braut

Dass US-Präsident Biden just zum Erscheinen der aktuellen Maddrax-Episode den Beginn einer neuen Ära in der Außenpolitik seines Landes verkündet, ist ein kurioser Zufall. Die Staaten wollen nicht mehr in groß angelegten Militäroperationen die Umgestaltung anderer Länder beeinflussen, heißt es aus dem weißen Haus, und dass der so tragisch beendete Einsatz zwanzig Jahre lang täglich 300 Millionen Dollar gekostet habe. Vor diesem Hintergrund liest sich Ian Rolf Hills „Operation Dark Force“ noch einmal brisanter, denn Mathew Drax und sein Verbündeter Aran Kormak müssen vor dem Weltrat in Waashton einiges an Überzeugungsarbeit leiten, damit die World Council Agency und ihr Präsi, Schwarzenegger-Klon Mr. Black, einer gigantischen Operation zustimmen: Dark Force.

Die Verbreitung der Dunklen, eines destruktiven Kultes, der durch einen bewußtseinsverändernden Keim weitergegeben wird und seinen Anhänger/innen Parafähigkeiten schenken kann, schreitet in Afra voran und hat die Schlagkraft der dortigen kaiserlichen Armee längst an ihre Grenze gebracht. Eine moderne Truppe und eine gute Austattung sind erforderlich, um den Vormarsch zu stoppen und die Infizierten zu heilen, wo es möglich ist. Also muss Meeraka ran, und Eigentlich-Schurke Kormak nutzt seine Chance, sich den Verantwortlichen des Weltrats als Macher, Führungspersönlichkeit und Stratege zu präsentieren; die gute alte Weltherrschaft rückt näher. In diesem Szenario sind die Hauptfiguren der Reihe, Commander Drax und Barabarin Aruula, fast schon Statisterie. Drax gesteht sich denn auch folgerichtig ein, dass er Kormak vermutlich unterbewußt deswegen ins Boot geholt hat, weil diesen Mann jene Skrupel halt nicht kennt, die den Mann aus der Vergangenheit immer wieder plagen, wenn es an Militärschläge mit reichlich Kollateralschäden geht.

Maddrax-Mastermind Mad Mike hat kürzlich einen Handlungstwist angekündigt, der in der Leser/innenschaft als „Mutter aller Aufreger“ aufgenommen werden könnte. Dieser Serienbeitrag lädt zu ersten Spekulationen ein. Äußerst feinfühlig nimmt Aruula die Wankelmütigkeit ihres Gefährten wahr, kann sich einer gewissen Bewunderung für den willensstarken Kormak nicht entziehen – entspinnt sich hier schon in Kürze eine heikle Affäre, die das Freund/Feind-Gefüge des gesamten Serienuniversums erschüttert? Egal ob sich diese Vermutung am Ende als richtig oder falsch erweist: Mit Operation Dark Force untermauert Bastei-Vielschreiber Ian Rolf Hill deutlich den hervorragenden Ruf, der ihm als Erzähler guter Pulp-Unterhaltung vorauseilt. Bereits die blutdrucksteigernde Einstiegszene würde anderen Dime-Novels zum Showdown gereichen; der Kampf auf dem einstürzenden Haus ist durchweg stimmig, mit ordentlich Dramatik, Tempo, Aha-Momenten und feiner Ironie erzählt. Obwohl die Serie mit dieser Ausgabe auf mehreren Handlungsebenen vorangetrieben wird, wird es nie unübersichtlich, und Andeutungen auf aktuelles Zeitgeschehen (der „Querdenker“ Egli) und Popkultur (Stormtrooper) machen neben Haaleys Sprüchen ebenfalls einen Gutteil Lesevergnügen aus. Lediglich Antagonist Shadar will schon seit seiner Einführung zu Zyklusbeginn nicht so recht zünden. Trotz eines herben Verlustes, den er in dieser Episode zu erleiden hat, fehlt es ihm über seine Funktion in der Handlungsmechanik hinaus an psychologisch glaubhafter Kontur. Meine Zweifel, dass sich das noch kitten lässt, mehren sich von Roman zu Roman - ich lasse mich aber mit Freuden eines Besseren belehren.


[Dieser Artikel wird in leicht veränderter Form auch zeitnah auf phantastik-news.de erscheinen.]

2 Kommentare:

  1. Danke für die kurzweilige Rezi!
    Mit einem (befristeten) Überlaufen von Aruula auf eine andere Seite als "Mutter aller Aufreger" und damit wieder mal eine Trennung zwischen Matt und Aruula wäre ich selbst eher unzufrieden. Ich erwarte da etwas größeres. Bisher waren ja die "großen" Aufreger in der Serie das Abschneiden von Aruulas Haare und der Verlust eines Fingerglieds. Beides kam im Fandom wohl so schlecht an, dass sowohl Frisur wie auch Fingerglied wiederkamen.
    Da Matt durch den Serientitel nicht ersetzt werden kann, gehe ich sogar von einem Totalverlust aus und wäre absolut geflasht, wenn es Aruula treffen würde...

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  2. also eine affäre mit kormak würde mich härter treffen als der verlust von haaren oder fingern. da sind leute wohl unterschiedlich empfindlich. es könnte ja auch für länger sein. aber ich gebe zu, so richtig heftig, wie in aussicht gestellt, ist das nicht. aber aruulas serientod? das wäre wirklich bitter. dann lasst lieber den titelhelden sterben. huch...

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