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Mittwoch, 30. Juni 2021

Wiedergelesen: Robert M. Pirsigs Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten

Es ist sicher fünfzehn oder mehr Jahre her, dass ich Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten las. Pirsigs autobiographisch beeinflusster Roman hat seinerzeit, in dem 70ern nämlich, ziemlich Furore gemacht, wenn auch im angelsächsischen Sprachraum deutlich mehr als hierzulande. Allzuviel Staub angesetzt hat der Hippie-Klassiker aber meiner Meinung nach kaum, auch wenn heute niemand mehr auf die Idee kommen würde, einen Ölwechsel auf dem Parkplatz eines Restaurants durchzuführen, wie im Buch beschrieben. 

Doch was der Roman zu sagen hat - und die übersichtliche Handlung ist letztlich nur ein Vehikel für Pirsigs philosophische Betrachtungen - trifft auch 2021 ins Mark. Denn unser globale kapitalistische Wirtschaftsweise, geprägt durch das westlich-abendländische Denken, das sie hervorgebracht und so erfolgreich gemacht hat, kommt mit Klimawandel und Pandemien an das natürliche Ende, das schon seit Jahrzehnten als Warnung der Experten gebetsmühlenartig wiederholt wird. Die Katastrophen werden Realität. Doch warum ist unser Weltbild so wie es ist? Und kann man die Welt verändern, wenn man die Sicht auf sie anpasst, die Illusion der Getrenntheit von Subjekt und Objekt aufgibt? Digitalität spielt in ZudKeMzw noch keine, oder kaum eine, Rolle. Die Maschine als Hervorbringung unseres Geistes aber sehr wohl, und als solche wird sie weder verteufelt noch vergöttert. Der Buddha jedenfalls, so Pirsig, steckt auch in den Getrieben und Platinen - wir müssen ihn nur sehen und verstehen. Doch Vorsicht! Der Weg dorthin ist steinig und gefährlich. 

Über den Begriff der Qualität, den Pirsig als Bindeglied zwischen romantischer und technischer Weltsicht, als unbestimm-, aber unabdingbares Dao ins Denken bringt, ist im angesächsischen Raum viel diskutiert worden. Hierzulande kaum. Zu subjektiv, lösungsorientiert, hippieesk für die akademische Philosophie. Er schont sich und seiner Leser nicht auf seiner Gebirgstour durch die Monolithen abendländischen Denkens. Dennoch, eine gewinnbringende Lektüre - ein Touch Lebenshilfe ist drin, zugegeben. Aber keine Kalenderweisheiten.

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