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Mittwoch, 14. April 2021

MX 554 - Glück auf!

Kommt auch drin vor: Das Tiger and Turtle auf einer Abraumhalde im Duisburger Süden - ein echter Lieblingsort! (c) Lothar Hakelberg, Wikipedia



 

Hosen oder Ärzte? Beatles oder Stones? Mozart oder Wagner? Vielleicht ist das nur Partytalk, vielleicht sind das auch wichtige Menschheitsfragen. Wenn es aber um die Entscheidung Marvel oder DC geht, muss ich mich ausklinken: Superheld/innen-Comics sind absolut null meine Baustelle. Wobei die Einen mit den X-Men zumindest ein Franchise im Portfolio haben, das ich im Gegensatz zu den Erzählungen der Konkurrenz nicht völlig panne finde. Ich stelle diesen kleinen DISCLAIMER deshalb voran, weil Ian Rolf Hills aktueller Maddrax-Beitrag „Haaley“ eine unverhohlene Hommage an des Jokers Gefährtin Harley Quinn aus dem Batman-Universe und mit Sicherheit gespickt mit Anspielungen, Gags und Zitaten ist, die das Herz des geneigten Comic-Nerds höher schlagen lassen. Ich werde nicht eines dieser Gimmicks identifizieren können, weil ich mangels Interesse keine DC-Filme gucke oder DC-Hefte lese – was mich aber nicht im Mindesten davon abhält, Heft Nr. 554 hart abzufeiern! Meine Güte, was für ein Lesevergnügen! Und es spielt auch noch bei mir umme Ecke! Duisburch! Oder Tysburk, wie wir Postapokalyptiker aus dem Ruupod es nennen, während wir uns den Kohlenstaub aus den Augen wischen und ein herrlich herbes KöPi auf den Autor köpfen: Glück auf, IRH! (Armageddonresilient sind wir als MSV-Fans ja ohnehin...)

So, genug Ausrufezeichen und Lokalpatriotismus. Worum geht es? Nachdem in Entscheidungen (MX 545) Parallelwelt-Smythe aus Coellen entkommen konnte, muß er sich in seiner neuen Umgebung orientieren. Nach Meeraka soll es gehen, von dort aus will der Schurke (mal wieder) nach der Weltherrschaft greifen. Der Tysburker Hafen, ehemals größter Binnenhafen Europas, liegt im Jahr 2551 längst an der Nordeseeküste, also schlägt der Prof sich dorthin durch – und begegnet unterwegs einer zierlichen blonden Frau mit deutlichem Borderline-Syndrom, die ihm nicht nur in punkto Wahnsinn, sondern auch Gerissenheit locker das Wasser reichen kann: Choyganmaa Aksina Jevdokija Ewgenija, genannt Haarley. Weil sie sich mehr als gut in der zersiedelten, ruppigen Ruinenstadt mit seinen wenig zimperlichen barbarischen Bewohnern auskennt und zu behaupten weiß, heftet Smythe sich an ihre Fersen, was er mehr als einmal bereut. Beinahe kann der Superschurke einem leid tun, hat er doch seine Meisterin gefunden - aber auch seine Lebensretterin.

IRH nutzt diese Prämisse für eine unfassbar vitale, witzige und auch ziemlich brutale Episode. Besonders die unterschiedlichen, stets aufs Neue fabulierten Varianten ihrer Biographie lassen nicht nur Smythe, sondern auch den Leser/innen die Rübe schwirren. Die zahlreichen Nahkampfszenen sind plastisch und spannend wie selten. Vor allem aber sind es die Dialoge, Haaleys loses Mundwerk, ihre Sprunghaftigkeit und Schlagfertigkeit, die den Prof alt aussehen lassen und bei mir eine rekordverdächtige LpS-Quote (Lacher pro Seite) generiert haben. Erste Sahne, dieses Heft – und toll, dass es zum Ende hin so aussieht, als würde uns das Duo Smythe/Haaley auch künftig erhalten bleiben.


[Dieser Artikel wird in veränderter Form auch zeitnah auf phantastik-news.de erscheinen.]

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