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Sonntag, 18. April 2021

Brand New Ancients


Brand New Ancients, das sind wir. Ka(t)e Tempests langes Gedicht - respektive ihr kurzes Versepos - erzählt eine Geschichte von heute, from the neighborhood sozusagen. Da sind zwei unglückliche Ehen und die Kinder, die daraus hervorgehen. Es geht um falsche Freundschaften, um Talent, enttäuschte Hoffnungen, um Liebe und Ausbeutung. Es geht um Gewalt, Mut, Hingabe und Verzeihen. Schlicht: Eine spannende Geschichte, ein Romanstoff verdichtet auf 40 Seiten Poetry. All diese Alltagsmenschen sind im Grunde Götter, mythologische Gestalten - so lautet die These, die dem Buch zugrunde liegt. Wir haben unsere Göttlichkeit vergessen. Doch auch wenn wir durch unsere Timeline scrollen, sind wir Teil eines gigantischen Narrativs, das mit den Ancients seinen Anfang nahm und lange nicht aufhört, weil unsere Epoche so abgestumpft anmutet. Das mag etwas trivial oder pennälerhaft klingen, ist aber in Tempests suggestiver, rauschhafter Sprache, die mühelos Gossenrap und hohen Ton vereint, nicht weniger als ein beeindruckendes Leseerlebnis, das noch lange in mir nachhallen wird.

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