Ernst Theodor Amadeus Hoffmann war erstens ein komischer Kauz, zweitens ein Vertreter der deustchen Romantik, den ich ausdauernd und immer wieder gern lese. Für eine verkrachte Existenz zu erfolgreich, für einen Großschriftsteller zu marginalisiert, veröffentlichte er die Erzählung "Rat Krespel"vor gut 200 Jahren. Kurz gesagt geht es um einen etwas manischen Typen, der sich auf eine äußerst bizarre Ehe mit einer Operndiva einläßt, aus der eine Tochter hervorgeht, die überirdisch schön singt -leider um den Preis ihres Lebens, denn eine seltene Bronchenerkrankung sorgt nicht nur für Ableben von Mutter und Tochter, sondern eben auch für die das menschliche Hörerleben sprengende Stimme. Nur wenn sie schweigt, kann sie also überleben. Doch das ist kaum möglich - denn dieses gefahrlose Leben wäre eine Existenz als lebendige Tote. Irritierenderweise gibt es aber eine Meistergeige, die ebenso - und gewissenmassen als Substitution - klingen kann. Wie ist das möglich? Krespel zerlegt Geige um Geige, um dem Geheimnis des Klangs auf die Spur zu kommen, nur an das eine Instrument traut er sich nicht heran. Wäre sie zerstört, wäre auch ihr Klang für immer verloren. Unterdessen verkümmert die schweigende Tochter an der Seite des Rates - bis die Liebe ins Spiel kommt... Eine eigen- und einzigartige Betrachtung über das Geheimnis des Lebens und den Versuch, es technisch nachzubilden. Über die zerstörerische Lust und ihr technokratische Korsett. Über Gesundheit und Krankheit. Romantik eben, von Hoffmann gewohnt leidenschaftlich und etwas verworren erzählt.
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