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Dienstag, 23. März 2021

Sam Oht: No Future for Fridays

Über den Autoren oder die Autorin, die/der sich hinter dem Namen Sam Oht verbirgt, lässt sich auch mit gutem Willen nix im Internet finden außer dem, was ohnehin schon klar ist: Er/sie ist derdie Verfasser*in der Broschüre des 36-seitigen Essays No Future For Fridays- Über das drohende Scheitern der Klimabewegung (Syndikat-A, 2021), über die ich hiermit vermelden kann, dass der Titel noch das Schlechteste ist an der knappen, aber griffigen Analyse der Proteste einer jungen Generation und ihrer erwachsenen Mitstreiter/innen gegen eine Politik, die nicht erst seit gestern unsere Lebensgrundlagen in die Tonne tritt.

Schulstreik in einer Kleinstadt am Niederrhein
So begnügt sich Sam Oht nicht mit der bei einem emanzipatorischen Blick auf die weltweite FFF-Bewegung erwartbaren Feststellung, dass all dieser hübsch anzusehende, kraftvolle und jugendliche Aktivismus letztlich von der gefrässigen kapitalistischen Logik absorbiert werden wird wie so viele andere Bewegungen vor ihr, schlicht weil sie den grundsätzlichen Glauben an die Gestaltungskraft der politischen Instanzen und ihrer Vertreter/innen nicht aufgibt – die trotzigen, witzigen, flammenden Apelle für die Einhaltung der Pariser Klimaziele zeugen davon. Doch solange der (Spät-)Kapitalismus mit der ihm eingeschriebenen Wachstumslogik und den daraus resultierenden Herrschaftsverhältnissen nicht überwunden ist, taugen auch ein Green New Deal und moralisch einwandfreier Privatkonsum nix zur Rettung des Weltklimas. Selbst wenn sie es täten, würde unsere Wirtschaftsordnung umgehend eine neue Krise erzeugen, schlicht weil sie es nicht anders kann. So lautet die Kernthese der Schrift, die in der Kritik einer Idee von Postwachstums-Marktwirtschaft und in dem Kapitel „Konsumkritik in der Klassengesellschaft“ ihre grössten Stärken hat.

Ergänzt werden diese Betrachtungen um eine treffende Analyse der reaktionären Gegenbewegungen und ihrer Ursachen, die den Blick auf den Konflikt zwischen einem ökologisch-liberalen Bürgertum und einer marginalisierten Unterschicht lenkt, ohne dabei nur die leidlich bekannten Denkfiguren wiederzukäuen. Ebenfalls erfreulich sind eine kommetierte Literaturliste und der allgemein verständliche Sprachgestus, etwas unterbelichtet fand ich hingegen die Gegenüberstellung verschiedener konsumkritischer Bewegungen und das völlige Verschweigen radikalerer ökologischer Ansätze als FFF. Doch alles in allem ist die Broschüre ein guter und nicht allzu pessimistischer Denk- und Handlungsanstoss zu Beginn eines fragilen, entscheidenden Jahrzehnts.

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