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Sonntag, 9. August 2020

MX 536 - Zum Dahinschmelzen

Eine Hitzewelle rollt auf Deutschland zu, als am 4.8. 2020 ein neuer Band MADDRAX erscheint. Schokoriegel, Asphalt, gefühlt sogar Lebewesen: Alles zerfließt. Auch in Höllenschlund setzt Ian Rolf Hill den Handlungsstrang um Olivia Cunning und ihre energiehungrigen Krieger des Lichts fort, die sich innerhalb weniger Episoden von einer sympathischen Gurkentruppe auf Rebellionskurs zu nimmersatten Wirtstieren jener Tachyon-Prionen-Entität entwickelt hat, mit denen die Archivare eigentlich den Parallelweltphänomen Herr werden wollten, das die Welt, wie wir (gemeint sind wir MX-Leser*innen) sie kennen, zu zersetzen droht. Leider geriet die entsprechende Kapsel statt in Matthew Drax' jedoch in Cunnings Hände - ein Irrtum mit fatalen Folgen für alle Beteiligten. Nun also auch für die Einwohner New Peorias, einer friedlichen Siedlung von Ex-Technos, denen ihre fortschrittliche Energierzeugung zum Verhängnis werden soll.
Schon diese Zusammenfassung läßt keinen Zweifel: Wir befinden uns knietief im letzten Drittel des aktuellen Zyklus, und die folgenübergreifende Handlung der Serie nimmt an Fahrt auf, um über kurz oder lang auch ein Finale ins Fadenkreuz nehmen zu können. In Höllenschlund kocht - anders als Nestor Taylors Coverzeichnung vermuten läßt - die eigentliche Story aber nur auf Sparflamme, um der Geschichte eines schräg-sympathischen Episodencharakters und der Schilderung ihrer Community etwas mehr Raum zu lassen. Das geht für mich auch absolut okay.
Nadiin Rymers (inspiriert von einer Leserin aus dem echten Leben, die ihren Auftritt durch ein Gewinnspiel zum 20jährigen der Reihe ergattert hat) ist Geologin und für die Energieversorgung New Peorias verantwortlich. Die wird durch ein Erdwärmekraftwerk sichergestellt: Die Siedlung ist auf einem aktiven Vulkan erbaut, Strom und Wärme gibt es demnach also reichlich. Auf welche Katastrophe der Roman zuläuft, ist aufgrund dieser Prämisse ebenfalls klar: Die Anlage wird durch die Krieger des Lichts bzw durch ihr Tachyion-Parasiten-Dingens zerstört, die Magmakammer gerät außer Kontrolle, die Matrone des Städtchens und deren Gefolgsleute ignorieren aber sämtliche Warnungen. Mittendrin Nadiin und der auf der Jagd nach den Lichtkriegern hier gestrandete Rulfan, deren spektakuläre Rettungsaktion allen Anstrengungen zum Trotz scheitern muß. Doch zum Glück... aber ich will das Naheliegende nicht auch noch spoilern. IRH ist ein guter Geschichtenerzähler, und so liest sich das Finale der Folge trotz Vorhersehbarkeit und ziemlich viel Deus Ex Machina immer noch einigermaßen emotional und spannend. Für einen guten Cliffhanger und eine Zuspitzung im Plot um Cunning&Co sorgt der Autor ebenfalls. Unterm Strich lebt das Romanheft allerdings von New Peoria und Nadiin Rymers. Die braucht keine Schilddrüsen zur Energieversorgung, sondern Schokoriegel, was sie mit dem Jacob Smythe aus den Anfangstagen der Serie gemeinsam hat. Mit ihrem vorlauten Mundwerk und im Gespann mit ihrem imanginären Partner, dem Tentakelwesen Perrine, sorgt sie für Unverständnis bei ihren Mitbürgerinnen und Schmunzler beim Leser. New Peoria bildet eine ziemlich vertraute Spießer-Vorstadtidylle ab und erinnert ein wenig an The Walking Deads Alexandria. Ich lese Maddrax noch nicht lange, doch dieser Ort scheint mit seinen Lichterketten, Segways und Wohlstandskonflikten eher ungewöhnlich für die Serie zu sein. Wenn der Vulkan nicht gewesen wäre, könnte diese Community durchaus noch eine interessante Kulisse für weitere Folgen gebildet haben - doch bekanntermaßen mangelt es dem Autor*innenteam ohnehin nicht an Ideen, da kann man ruhig mal eine davon im Lavastrom versenken. Also weiter im Text, die Vorschau auf Folge 537 klingt mehr als bloß vielversprechend...

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