Strangers in Paradise machte den US-amerikanischen Comiczeichner Terry Moore einem breiten Publikum bekannt. Der deutsche Band 1 von 2013 vereint, wenn ich das richtig verstanden habe, die Volumes 1 & 2, die aus zunächst drei, dann 14 Heften bestanden und im Original von 1994 bis 1996 erschienen. Und wenn ich an die Adresse des Verlages Schreiber&Leser eines zu meckern habe, dann daß ich mich über eine kleine editorische Notiz gefreute hätte, um mir diese spärlichen Infos nicht selbst zusammensuchen zu müssen.

Zum Hauptpersonal gehören noch der verliebte David, das Arschloch Freddy (toll, wie man sich vor den schmierigen Nachstellungen dieses charakterlosen Kretins ekeln kann!), die kühle Darcy Parker und der Cop mit dem Schnurrbart, dessen Name mir grad nicht einfallen mag. Über die insgesamt 17 Hefte spinnt sich eine Handlung, der ich als Leser durchaus anmerken konnte, daß sie sich beim Schreiben entwickelt hat, ein wasserdichtes Exposee lag ihr wohl nicht zugrunde. Es ist anfangs eine gewisse Unausgewogenheit, die SiP so sympathisch zu lesen macht: Mal kommt eine Szene eher witzig-cartoonig rüber, eine Seite später ist der Zeichenstil ernst und erwachsen, gelegentlich bekommt ein kleiner Gag deutliches zuviel Fokus. Man kann Terry Moore dabei zuschauen, wie er im Laufe der Ausgaben zeichnerische und erzählerische Souveränität gewinnt und einen typischen Stil erst entwickelt. Dabei spielt er immer selbstbewußter mit Versatzstücken aus anderen Genres: Illustrierte Kurzgeschichten, ganzseitige Gedichte... Die Krimihandlung wird immer plausibler, die Gefühle tiefer. Und die Beziehung zwischen Katchoo und Francine, die zwar nicht lesbisch sind, aber sich doch so sehr lieben, wird ergreifend. Kitschig hingegen wird es nur selten, und in solchen Fällen finde ich: Die große amerianische Seifenoper des späten zwanzigsten Jahrhunderts kann sich das auch erlauben. Und da Seifenopern immer auch einen gewissen Suchtfaktor haben, werde ich sicher erfahren, wie es weitergeht.
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