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Montag, 11. Mai 2020

MX 529 - Pulp As Pulp Can


PULP AS PULP CAN – Der 529. Band der Maddrax-Reihe, der auch ein wenig wie ein Sahnedessert zur genialen GRÜN-Trilogie anmutet, ist ein Musterbeispiel für das Genre „Schundheftchen“. (Dazu läuft auch aktuell eine interessante Diskussion in der FB-Gruppe „Heftromane“!) Das lesenswerte Autorenportrait auf der LKS gibt Einblicke: Das Eintauchen des sonst seriösen Autors mit Klarnamen Christian Humberg in die -Zitat- „Untiefen der Trivialliteratur, wo (…) der Tod nur einen Cliffhanger weit entfernt ist“ 😂) ist aus der puren Lust am Genre geboren, und warum sollte Borner dann dünn auftragen? Ein Teeniepärchen am Strand, dessen Gefummel von einer Monsterattacke unterbrochen wird, ein altes Tagebuch, Nebel über der Themse und Bösewichte, die hämisch grinsen, viele Zeilenumbrüche und Ausrufezeichen – alles ist drin und hat bei mir für ein äußerst kurzweiliges Lesevergnügen gesorgt.

Matt, Aruula und Rulfan wollen dem Geheimnis um jene Monsterwesen auf den Grund gehen, gegen die Aruula im Vorgänegerband vor der Küste Australiens kämpfen mußte. Dem zugrunde liegt die Aborigine-Legende von den Baijini-Menschen, die auch den Hydriten unter dem Namen „Götter von Ham'Bay“ bekannt sind. Schon in der Nähe des fraglichen Territoriums sorgt eine geheimnisvolle Strahlung für Wesensveränderungen bei den Gefährten: Überfallartige Panik und Aggressionen sorgen für Konflikte. In einer Parallehandlung im Jahr 1900 muß der wohlhabende Abenteurer Reginald T. Barnum im (unfreiwilligen) Auftrag von Queen Victoria ähnliche Erfahrungen machen, mit verheerendem Ausgang. Borner verknüpft die Legende um die Baijini - Interessantes dazu auch in der Wikipedia – geschickt mit dem MX-internen Mysterium um den sogenannten Finder. Sein Wirken beeinflußt den Stamm der Fischwesen damals wie heute. Fast anrührend liest sich da die Geschichte um Rulfan und das Mädchen Naqua'la, und auch die Notgemeinschaft um „Mutter“ in einem alten Hotel zeigt eine interessante Gesellschaft.

Viel Stoff also, vielleicht ein wenig zu viel. Einerseits hätte Simon Borners reichhaltiger Plot locker für 40 weitere Seiten gereicht, andererseits isses an manchen Stellen dann doch etwas dünn. Die Motivation der Helden, der Legende überhaupt nachzugehen, muß wortreich begründet werden, da sie sich nicht zwingend ergibt. Von Barnums chinesischen Diener Zhang Li habe ich mir interessante Wendungen erhofft, was sich leider nicht eingelöst hat. Er bleibt bis zu seinem Tod ein blasses Klischee. Die Monster wirken in ihrer Gemeinschaft auch längst nicht so instinktgetrieben, wie Matt es einmal behauptet. Und warum sie als Götter bezeichnet werden, erschließt sich mir nicht wirklich. Offensichtliche Fehler wie der Kampflärm in der geteaserten Szene zu Anfang des Romans, der dann aber, als es auf Seite 48 soweit ist, längst gelegt hat, machen mir hingegen immer Spaß - das ist wie unverhofft Wochen nach Ostern noch ein paar Schoko-Eier finden. ;-)

Das klingt jetzt nach viel Gemotze, deshalb relativiere ich meine Kritik umgehend: Borners „Die Götter von Ham'bay“ waren spannend und unterhaltsam zu lesen, wie auch schon das „Maar der Dämonen“ Einem Freund von mir, der Zamorra liest, hat ein gerade erst erschienener Zweiteiler des gleichen Autors ebenfalls sehr gut gefallen. Sich auf eher unbekannte lokale Legenden zu beziehen ist ein Alleinstellungsmerkmal von Simon Borner, das offenbar auch andere Serien bereichert.

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