Dass am Schluss des Vorgängeromanes Wer Zwietracht sät von Lucy Guth und Oliver Müller „ENDE“ steht statt „Fortsetzung folgt...“, mag eine verzeihbare Nachlässigkeit des Lektorats gewesen sein. Doch auch darüber hinaus präsentiert sich Zerschmettert nicht wirklich so, wie man es vom Abschlussband einer Trilogie erwartet hätte. Ian Rolf Hill greift nicht nur auf einen viel früheren Anknüpfungspunkt für seine Erzählung zurück, er verlagert auch seinen Handlungsschwerpunkt. Weg vom Amoklauf des überraschend böse gewordenen Protagonistenpärchens hin zu den Geschehnissen in Fort Knox, die sich um Kormack, Smythe, Haaley und Queen Choyganmaa drehen – letztere klingt zwar wie die Melange zwischen einer Rapperin aus der Bronx und einer koreanischen Festtagsspeise, ist aber de facto die aktuelle Erscheinungsform jenes Tachyonengezüchts, das schon im letzten Zyklus als energiefressendes Zukunftswesen aus dem zeitlosen Raum geschickt wurde, um Probleme zu lösen, die sich angesichts der aktuellen Bedrohungslage im Maddraxiversum wie ein Übungslevel ausnehmen. Man wächst an seinen Aufgaben, und die Entität Queen Choyganmaa wächst halt mit all den Tieren, Menschen und Strahlungen, die sie sich bisher so weggesnackt hat.
Beim Schreiben dieser Episode hat Hill allerdings alle Regler auf 11 gedreht, wogegen ja grundsätzlich nichts zu sagen ist. Doch was ich Oliver Müller bei Im Schatten des Schafotts angekreidet habe, kann ich bei IRH nicht unbemosert lassen: Ein wenig mehr Konsistenz im postapokalyptischen MX-Worldbuilding wäre auch im Detail erfreulich. Woher kennen die Figuren plötzlich Fischstäbchen und Fischmäcs? Warum hat jemand einen milchkaffeebraunen Teint, wenn das Getränk doch sonst Kofii heißt? To be continued... Maddrax ist sicher keine Serie für kleinkariertes Rumnerden oder pingelige Fehlersuche; dass Haaley Barbie und Ken ein Begriff ist, geht angesichts des damit verbundenen Lachers absolut klar. Doch wenn die Schraube überdreht, funktioniert für mich als Leser der Zauber der anderen Welt, in die ich vierzehntägig eintauchen möchte, nicht mehr so richtig, und der Spaßfaktor kriegt ein paar unschöne Dellen. Von der Verwendung der enervierenden Modefloskel "gefühlt" mal ganz abgesehen. Doch genug genörgelt.
Matt und Aruula jedenfalls erwartet eine harte Landung angesichts der Erkenntnis, dass sie... oder vielmehr, dass nicht direkt sie, sondern ihre... - eine spoilerfreie Handlungszusammenfassung ist an dieser Stelle unmöglich, daher lasse ich den angebrochenen Satz mal so stehen. Dass es eine Auflösung des Böse-Phänomens geben musste, ist ja klar. Zum Glück ist diese nicht so doof wie „Es war alles nur ein übler Traum“, allerdings auch nicht wirklich ein erzählerisches Husarenstück. Geht schon in Ordnung. Katerstimmung bei Leser und Helden gleichermaßen, doch wie es weitergeht, bleibt trotzdem spannend.
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